Selbstbewusstsein hält das Haus in Ordnung. Es sorgt für Lebensqualität und kümmert sich um die Bewohner. Manchmal ist es groß und stark, manchmal macht es sich ganz klein. Wenn es schläft, putzen die Träume Spiegel und Fenster.
Manchmal übernehmen die anderen das Kommando und es gibt großes Chaos im Haus. Wenn das Selbstbewusstsein krank ist, muss es sich im Bett erholen. Dort trinkt es Tee und pflegt seine Seele. Dann wird die Fassade geputzt, damit niemand merkt, dass es ihm schlecht geht. Wenn es außen nach Hui aussieht, merkt keiner, dass drinnen Pfui regiert!
Selbstbewusstsein mag manche Mitbewohner nicht, hasst sie oder ignoriert sie gleich ganz. Dann werden diese fies und machen Stunk! Alles gerät durcheinander und das Haus verfällt. Wenn das Selbstbewusstsein dafür sorgt, dass es allen gut geht, macht das Leben Spaß und sie halten Konflikte mutig aus. Dann braucht auch die Fassade kaum noch Beachtung, denn das Haus strahlt aus sich heraus.
Freude, Zuneigung, Wertschätzung, Genuss, Neugier, Glück, Mut, Sinnlichkeit und Lust wollen gut gepflegt werden. Selbstbewusstsein weiß, das Glück, Genuss und Vergnügen keine Sucht, dass Zuneigung, Wertschätzung, Mut und Neugier nicht gefährlich sind und das es die Sinnlichkeit und Lust nicht dressieren darf.
Ärger, Wut und Zorn helfen dem Selbstbewusstsein zu wachsen, Grenzen zu setzen und das Haus zu verteidigen. Manchmal haben sie einfach nur Spaß miteinander, denn sie sind harmlos, wenn Selbstbewusstsein sie umarmt. Sie lieben gruselige Geschichten sehr. Die Phantasie hält sich gerne hier auf, denn mit ihrer Hilfe kann Wut auch einmal zur fiktiven Mordlust werden, ohne dass das Haus zu Schaden kommt.
Die Liebe lässt sich nicht fassen und macht sowieso, was sie will. Selbstbewusstsein hat es aufgegeben, sie festzuhalten oder manipulieren zu wollen. Es lädt die Liebe ein, hält die Türen offen und freut sich, wenn es von ihr berührt wird.
Der Tod wohnt im Dachgeschoss. Sein Durchgangszimmer ist allen verborgen, man kennt nicht einmal die Tür. Man weiß, er ist da, denn er ist in jedem Haus ein Hauptmieter. Das Selbstbewusstsein will sich mit dem Tod als Gedanken anfreunden.
In seinem Vorzimmer wohnen Erschöpfung, Krankheit und Schmerz. Sie melden sich, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät. Selbstbewusstsein tut gut daran, sie rechtzeitig zu beachten, zu trösten und ihnen Mitgefühl zu schenken.
Die Trauer wohnt auch oben und macht es sich gemütlich. Sie sammelt Tränen und verwandelt sie in Diamanten. Selbstbewusstsein fühlt sich hier geborgen, wenn sie zusammen sitzen und Schokolade essen.
Die Angst mit ihren Verwandten machen sich einen Spaß daraus, Unordnung zu schaffen, wie Springteufelchen plötzlich aus dunklen Ecken alle anderen zu erschrecken. Das Selbstbewusstsein ist gefordert, sie auf den richtigen Platz zu weisen und mit ihnen nach wirklichen Gefahren Ausschau zu halten.
Die Hoffnung macht sich manchmal breit und gibt ein großes Fest. Die Reue kann Sünden entschuldigen. Die Erinnerung hat furchtbar viel zu tun. Einordnen, sortieren, löschen, aufräumen. Ständig muss sie nachfragen. Selbstbewusstsein zeigt hier seine widersprüchlichen vergesslichen Seiten und will sich nicht festlegen.
Verstand, Vernunft, Vorsicht, Pflichtgefühl, Ehrgeiz, Weisheit, Widerstand und die Verantwortung reden sich im Studierzimmer die Köpfe heiß. Manchmal müssen sie gebremst und in den Garten geschickt werden. Dort lümmeln die Gelassenheit, Empathie, Kreativität, Geduld, Vertrauen, Sehnsucht und Muße. Sie lassen sich am liebsten eine lange Weile im Garten die Sonne auf den Bauch scheinen, träumen Löcher in die Luft und hören dem Gras beim Wachsen zu. Manchmal müssen sie sich aber im Studierzimmer versammeln und zu Ergebnissen kommen.
Faulheit, Selbstsucht, Geiz, Dummheit, Unordnung, Trotz, die Zögerliche, Schüchterne und der Zweifel müssen noch in die Schule gehen und erwachsen werden. Täglich lobt, tröstet, fordert und fördert das Selbstbewusstsein sie mit großer Geduld und Fürsorge.
Der Humor hält alle zusammen. Das Selbstbewusstsein liebt ihn sehr und manchmal kullern Tränen beim Lachen und klicken durchs ganze Haus.
Dann machen die furchtbaren „Oh-Gott -Wie-Ist-Das -Peinlich“ und „Streng-Dich-Bloß -Mehr-An“ Monster, die „Wie- Siehst-Du-Schon-Wieder-Aus“ und „ Das-Schaffst-Du-Sowieso-Nicht“ Hexen und der „Du -bist-Eine-Kleine-Wurst“ Kobold schnell die Türen zu. Jetzt können sie sich schön mal selber ärgern. Vielleicht packen sie bald ihre Sachen und suchen sich eine neue Behausung.
Der Neid ist gelb und versprüht sein Gift. Wer braucht ihn eigentlich? Das schlechte Gewissen muss seine Sachen packen und fliegt raus. Auch die kreisenden Gedanken, die Härte und die Ewigen Vorwürfe, die damit drohen, das Haus zu zerstören, wenn keiner auf sie hört, will man hier nicht haben. Alle sind sich einig, diese miesen Typen draußen zu halten, auch wenn sie sehr hartnäckig immer mal wieder vorbei schauen um sich Zugang zu verschaffen.
Ja, wenn es allen gut geht, wenn Selbstbewusstsein das Haus in Ordnung hält, es vor den Angriffen von außen zu schützen weiß, alle Mitbewohner kennt und schätzt, wenn alle miteinander Kontakt haben und flexibel sind, ja, dann ist die Freiheit ein gern gesehener Gast. Das Haus öffnet seine Türen. Das Selbstbewusstsein geht aus und sieht sich um. Es sucht andere Häuser auf und lädt Gäste zu sich ein. So kann es am besten lernen und weiter wachsen.
Selbstbewusstsein und Freiheit geben sich die Hand und feiern das Leben.
Puhh, das war ja mal ein Text.
Ich bin gespannt was ihr vor habt.
Was habt ihr euch so überlegt?
Ach, ich finde die Idee toll.
LG, Nati
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Wir haben wir uns nicht viel mehr überlegt, als hier schon angedeutet. Wir hoffen natürlich darauf, dass sich noch ein paar Mit-Autoren und Autorinnen, auch gerne mit Gastbeiträgen, anschließen. Dann wird man sehen…..
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Hallo Frau Holle. Beim Kommis beantworten unterläuft dir ein Fehler. Du musst bei dem Betreffenden auf Antworten gehen. Sonst kommen die Antworten nicht bei uns an sondern nur bei dir im Blog.
LG, Nati
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Jetzt kam die Antwort an, Danke.
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so informativ und amüsant erzählt … auch noch in lustige kleine Päckchen verpackt … das entpacken muss man sich erst mal vorstellen … gedanklich sehr gut nachvollziehbarer Text … Super Deklaration des Selbstbewusstseins… macht mich echt neugierig dieses Projekt … 🙂 🙂
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Vielen Dank für den netten Kommentar! Ich bin auch neugierig, wie sich das Herz mit dem Verstand so macht! Liebe Grüße! Regine
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Herzlichen Glückwunsch zur schnellen Geburt. Das ging ja echt fix ! Die Idee finde ich gut und auch ich bin gespannt, in welche Richtung sich das entwickeln wird. Dein Text ist genial und mir gefällt sehr, was und wie du schreibst. Diesen kenne ich ja bereits – zeitlos gut 🙂 – jetzt bin ich gespannt, was als nächstes kommt 🙂 LG an euch beide, Almuth
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Danke, danke, danke. Erst einmal schöpfe ich aus dem Fundus und hole einige ältere Texte wieder aus der Gruft. Aber es wird auch Neues geben. Mal sehen. Spannend ist es auf jeden Fall, denn ich bin ja nicht alleine hier……
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[…] bin so frei und mache Euch auf meinen ersten Beitrag hier im Blog aufmerksam (https://herzundverstand.blog/2017/10/16/selbstbewusstsein-und-freiheit/). Einen besseren Text zum Thema Freiheit werde ich nicht schreiben […]
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ich könnte Deinen Beitrag immer – und immerwieder lesen … liebe Frau Holle 😉
einfach genial das Zusammenspiel der *guten und weniger guten Eigenschaften* im inneren Kimd
das Zepter in der Hand hat eindeutig das *Selbstbewusstsein*
Ein äußerst cleverer Observator und Lehrmeister – Dirigent und Pate –
liebe grüß die zuzaly 🙂
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Dem kann ich nichts hinzufügen, Du hast alles gesagt….😀 Vielleicht noch ein Gedanke zu den weniger guten Eigenschaften: Ich finde es wichtig, alle Eigenschaften ohne Wertung anzunehmen. Damit bin ich so frei, ihnen nur den Einfluss zuzugestehen, der gut für mich ist. Wenn mir das irgendwann gelingt, bin ich zufrieden mit mir! Liebe Grüße! Regine
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Ein starker Text und sehr zum Nachdenken anregend – danke dafür.
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Danke, Anna-Lena. er entstand für einen Philosophiekurs zum Thema Selbstbewusstsein und Freiheit. Und mit ihm hatte ich dann auch mein neues Hobby als Rentnerin gefunden…..😀
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Ich gratuliere 🙂 . Dieses Hobby habe ich nach meinem Burnout vor zehn Jahren schon gefunden. Manchmal geht das Leben seltsame Wege …
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Und nachträglich macht oft alles einen Sinn! 😀
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