Zufall oder Schicksal? Egal!

Die meisten werden es wohl schon mitbekommen haben: mein geschiedener Mann hat vor sechs Wochen einen Hirninfarkt erlitten und ist vor vier Wochen gestorben.

Ein schwerer Schlag für unsere beiden Kinder und mich.

Sie sind erwachsen und leben in ihren eigenen Welten. Und ja, ich bin geschieden und lebe mein eigenes Leben. Wir rückten zum Glück in den letzten Jahren als Familie ziemlich gut wieder zusammen, auch wenn wir Eltern getrennt waren. Die schwere Krankheit, das Sterben und der Tod waren traumatische Erfahrungen, die so plötzlich über uns hereinbrachen. Wir durchlebten eine sehr intensive Zeit, die meist schrecklich war, aber es gab auch gute und liebevolle Momente, die ich nicht missen möchte.

Jetzt müssen wir noch den Haushalt auflösen und das Haus verkaufen. Auch das ist furchtbar schwer und wir brauchen zwischendurch immer wieder Ruhephasen, in denen wir uns in unsere Leben „verankern“ können.

Ich merke, dass ich mit der Scheidung noch nicht abgeschlossen hatte. Da machte ich mir fast perfekt etwas vor. Jetzt, wo die Trennung endgültig ist und nie wieder aufgehoben werden kann, steigen zwischendurch alte Gefühle und Erinnerungen in mir hoch, die schwer zu ertragen sind. Zum Glück komme ich aus diesen Gefühlsstrudeln immer wieder schnell heraus, indem ich mich entweder hineinfallen lasse, um zu sehen, was hinter diesem Chaos steckt, oder ich sage mir, dass ich diese Gefühle jetzt nicht fühlen muss. Dann lasse ich sie ziehen.

Die Trauer hat es noch schwer durchzudringen.

Meine Söhne verarbeiten das Erlebte in völlig unterschiedlicher Weise. Manchmal nehmen wir uns in die Arme, wenn wir uns sehen und manchmal erzählen wir uns von guten Zeiten, die wir vier miteinander erlebt haben. Es ist nicht leicht, aber wir zerbrechen nicht daran. Wir haben Menschen um uns, die uns zuhören und unterstützen. Die nicht werten und uns begleiten. Die da sind, wenn es nötig ist, die uns dann alleine lassen, wenn wir es brauchen.

Aber einer fehlt so schmerzlich. Wir können es nicht fassen, dass er nie wieder kommt. Der Verstand weiß es natürlich genau, aber das Herz ist in diesem Punkt etwas schwerfälliger.

Das aktuelle Monatsthema lädt dazu ein, sich Gedanken darüber zu machen, ob es nun Zufall oder Schicksal zu nennen ist, dass mein Lebensmensch und der Vater unserer Kinder so kurz vor seinem Renteneintritt gestorben ist.

Nein, ich will das hier trotzdem auf keinen Fall tun, denn im Moment ist es mir völlig egal, ob es ein vorherbestimmtes Schicksal war oder ein Zufall. Beides würde mir keinen Trost oder eine Erklärung bieten. Ich brauche mich nicht festzulegen. Ob er nun gestorben ist, weil eine höhere Macht das so wollte oder ob es purer Zufall war, dass es nun eben ihn getroffen hat, ist für mich nebensächlich. Ihm wäre es wahrscheinlich auch egal, wie wir es nennen, wir hatten und haben keinen religiösen Hintergrund.

Wenn ich meine diffusen, aber heftigen Gefühle abgearbeitet habe, werde ich die Trauer spüren. Die wird mich heilen und stärken. Ich werde den Begriff Trauerjahr ernst und wörtlich nehmen.

Ich wünsche unseren Söhnen, dass sie heil und gestärkt durch dieses Jahr kommen. Sie machen ihre Sache gut und ich bin sehr stolz auf sie.

15 Kommentare

  1. Alles Gute für euch. Auch wenn man geschieden ist, man hat Kinder zusammen, man hat lange Lebensjahre miteinander verbracht… Man verliert einander nicht so schnell. Deshalb gönne dir deine Trauer-Zeit, ich finde das ist auch immer Respekt dem Verstorbenen gegenüber. Alles Liebe Kat.

    Gefällt 1 Person

    • So sehe ich das auch. Die Kinder und die gemeinsame Geschichte verbinden uns, auch wenn wir getrennt sind. Trotzdem sollte ich jetzt endlich wirklich loslassen, das ist meine Aufgabe. Und ja, die Trauer hat auch etwas mit Respekt zu tun, das ist ein neuer Gedanke für mich. Liebe Grüße! Regine

      Like

  2. Es braucht Zeit um Abschied zu nehmen, zu verstehen_verarbeiten, wünsche dir und deiner Familie eine tiefe ErinnerungsAbschiedZeit und viel Kraft für die Dinge die noch vor euch liegen.
    …mit blauen🐘 Grüßen und mitfühlender Anteilnahme

    Gefällt 1 Person

  3. Mein aufrichtiges Mitgefühl … Eine gemeinsame Vergangenheit zu haben, gemeinsame Kinder, irgendwann den Lebensweg liebevollgemeinsam schließlich in der Absicht begonnen zu haben, ihn bis zum Ende gemeinsam zu bestreiten … Dass es anders kam, bedeutet nicht, dass der Mensch nie Teil des Lebens war oder dass eine Scheidung ein völliges Abschneiden von allem wäre und einen nicht mehr an diesen Menschen denken lässt.

    Alles Gute für die kommende Zeit. Dir und deinen beiden Söhnen!

    LG Michèle

    Gefällt 1 Person

    • Ich danke Dir von Herzen, liebe Michèle. Mir ist es noch nicht gelungen, ihn nach der Scheidung in Frieden gehen zu lassen und trotzdem die Verbindung zu halten. Das will ich jetzt machen, ich weiß noch nicht so recht, wie, aber mir bleibt ja auch nichts anderes übrig. Eine Familienaufstellung wird mich weiterbringen, ein Termin steht schon fest. Liebe Grüße!

      Gefällt 2 Personen

  4. Nicht abgeschlossen …
    Es dauert manchmal extrem lange , bis man mit etwas abgeschlossen hat …
    Und solange man das nicht hat , kommt das Leben immer wieder an und serviert es dir wieder und wieder …
    Aber irgendwann ist man durch
    Gestärkt und gewachsen …
    Grad durch die schlimmen Dinge
    Es sich von der Seele reden
    Nicht alleine bleiben damit
    Ich finde, nicht nur deine Söhne …
    Auch du machst das sehr gut !
    Alles Liebe und noch ganz viel Kraft und Geduld wünsche ich dir ❤

    Gefällt 2 Personen

  5. Ach Ananda, Deine Worte tun mir gerade so gut! Danke! Und ja, ich habe auch den Eindruck, dass ich immer wieder auf die unvollendeten Aufgaben gestoßen werde. Loszulassen ist eine davon.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..