Nachdem mein Großvater beerdigt wurde, saßen wir, wie üblich, noch zusammen bei Kaffee und Kuchen. Der „Kummerkuchen“ bekam uns gut und die Trauergesellschaft wurde wieder munter. Wir erzählten von Opa, der uns zu Lebzeiten mit seiner schlechten Stimmung und seiner Miesmacherei doch so oft auf die Nerven ging. Wir erinnerten uns an etliche Anekdoten und das Lachen stellte sich ein. Ja, er hatte auch seine lustigen Seiten, unser Opa. Und ehe wir uns versahen, lachten wir Tränen. Keine reinen Freudentränen, nein, das bestimmt nicht, aber immerhin doch Lachtränen, die das Weinen allerdings mit einschlossen. Das war nicht immer zu unterscheiden. Der Pastor verabschiedete sich mit den Worten: „So einen netten Leichenschmaus erlebe ich selten. Sie haben Ihren Opa sicher sehr geliebt.“
Ähnliches erlebte ich auf allen Beerdigungen meiner Angehörigen. Manchmal bauten wir das leise Lachen sogar in die Trauerfeier mit ein. Trauer und Feier in einem Wort und Lachen und Weinen so nah beieinander. Wir verabschieden unsere Lieben mit Herzenswärme, auch wenn es zu Lebzeiten nicht immer einfach war. Das Lachen als letzter gemeinsamer Gruß an unseren Verstorbenen versöhnt uns mit den Gegebenheiten.
Das Sterben selbst ist ernst. Der Abschied tut weh und ist manchmal furchtbar schmerzhaft. Umso schöner ist es, dass uns das Lachen auch auf diesem Weg begleitet. Jedenfalls in meiner Familie ist es so und wir denken, dass das auch im Sinne der Verstorbenen ist.
Oder seht Ihr das anders?
Es tut mir leid und dennoch lächele ich …
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Hört sich nach gutem Familienleben, Sterben eingeschlossen, an! Und so gut!
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Ich würde mein Familienleben (Ursprungsfamilie!) nicht als gut bezeichnen, aber in Notzeiten halten wir doch zusammen.
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Als unser geliebter alter Pastor Monsignore Jablonski … erreiste und war in einer Diasporaschwer erkrankte … organisierte er für seine Kinderlein (so nannte er uns immer.. denn er taufte alle unsere Kinder und Traute uns ) wie viele andere von uns auch…
Als er starb sangen wir als Chor für ihn … er hinterließ einen Brief
ihr seid alle zu meinem Leichenschmauß eingeladen – es gab warmes Essen zum sattessen… seid fröhlich und trinkt auf mich einen Wodka … so fröhlich wie unser Beisammensein war – wir haben fröhliche Lieder gesungen so wie er es wünschte … auch eine Geschichte die mich mein Leben lang begleiten wird
danke für deine schöne kleine Anekdote wenn auch traurig
die zuza
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Menschen zu verlieren ist immer traurig, aber die Trauer lässt auch das lachen oder Lächeln zu. Ich kann nur richtig trauern, wenn ich zwischendurch auch lachen darf.
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Trauer erhält das Gleichgewicht in unserer Seele… Weinen und Trauer erlösen und sorgen dafür – das die Melancholie nicht in unsere Seele einzieht
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Ich finde es schön in guter Erinnerung an den Verstorbenen zu schwelgen. Ob man dann zwischendurch lachen kann, kommt auf die Situation an. Aber man sollte es keinen verbieten.
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Mein Opa gab Anlass zu lustigen Erinnerungen und er ist fast 90 geworden. Wir wussten, er wollte sterben und so hatten wir Raum für das laute Lachen. Das war natürlich nicht bei allen meinen Lieben so. Als mein Mann so plötzlich starb, war er 65 und mitten aus dem Leben gerissen. Aber auch hier gab es ein gemeinsames Lachen beim Essen, wenn auch viel verhaltener.
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Ich kenne das Kummerkuchenlachen auch…
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Ich denke, dass das Lachen hilft, den Kummer zu akzeptieren.
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Wenn die Anspannung nicht mehr auszuhalten ist und das Herz voller Kummer über die vermeintliche Trennung,so groß-
dann ja dann -was gibt es gesünderes als zu Lachen. Der Körper entspannt sich und der Schmerz bewegt sich. Manchmal zeigen sich solche Reaktionen auch nach Schockzuständen. Einfach eine natürliche ,gesunde Reaktion. Wunderbar! Danke für die schön geschriebene Geschichte!
In anderen Kulturen wird geschrien und geklagt auch so kommt Bewegung in das Körpersystem. Jeder sollte so trauern dürfen wie es ihm passt.
Lachend, schreiend, wimmernd…
Ohne Sedierung frei und Gemeinschaftlich getragen.
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Ja, diese Erfahrung mache ich auch immer wieder. Ohne das Lachen wäre vieles unerträglich. Mir fällt dabei folgende Geschichte ein: Als ich vor Jahren durch Afrika reiste, wurde ich einmal zu einem großen Fest eingeladen. Ich verstand nicht, worum es ging und dachte, dass es vielleicht eine Hochzeit wäre. Bis ich in ein Zimmer geführt wurde, wo ein Toter aufgebahrt war. Drei Tage hat die Feier gedauert…..
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Frau Holle kann bestimmt
viel über das Thema sagen.
Klasse Namenswahl, gefällt mir sehr !L.G
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Danke, er ist mir so zugeflogen!
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Selbst habe ich das so nur einmal erlebt, auf der Beerdigung eines Jugendfreundes. Gemeinsam mit einem Dritten, wir waren oft zusammen.
Lieben Gruß dir.
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Ja, so wie bei „Opas Kummerkuchen“ habe ich es auch nie wieder erlebt. Aber ein leises Lachen war immer dabei. Liebe Grüße zurück! Regine
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Klingt sehr nett, bei uns geht man zum Leichenschmaus 😊
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Ja, das kennen wir auch. Mal Kummerkuchen, mal Leichenschmaus, manchmal beides.
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Bei uns heißt das Essen anlässlich einer Totenbestattung „Tränenbrot“. Ja, manchmal mag auch gelacht werden dabei. Als nächste Angehörige kann ich mich allerdings nicht erinnern, bei der Beerdigung meines Mannes selbst gelacht zu haben, und die Erinnerung an diese Bestattungsfeier überlagert alle anderen.
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Das ging mir bei meinem Mann ähnlich. Ein leichtes Schmunzeln war trotzdem drin, denn wir tauschten auch lustige Erinnerungen aus. Es kommt wohl darauf an, wie nahe der Verstorbene uns gestanden hat und wie schwer der Abschied fällt. Ich habe das gemeinsame Lachen als sehr tröstlich empfunden. Aber das empfindet natürlich nicht jeder so. Liebe Grüße! Regine
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Liebe Regine, ich kann inzwischen, fast vier Jahre später, auch wieder gemeinsam mit anderen lachen, auch und gerade bei Erinnerungen an meinen Mann, und empfinde es ebenfalls als tröstlich. Bei der Bestattungsfeier jedoch stand ich noch total unter dem Schock des völlig unerwarteten plötzlichen Todes. Falls ich damals gelacht haben sollte, könnte ich mich nicht mehr daran erinnern, denn ich stand ziemlich neben mir. Und sicher empfindet das jeder Mensch anders.
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Das kann ich sehr gut nachvollziehen, liebe Elke!
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Früher sagte man, auf einer Beerdigung wird zum ersten Mal wieder gelacht! Klingt makaber. Aber der erste Schock hat sich gesetzt, viel Organisatorisches ist erledigt, man holt Luft, trinkt vielleicht ein Gläschen Wein. Und so kommts, dass der Humor wieder zum Leben erwacht.
Ich habe es erlebt, als vor vielen Jahren mein Schwiegervater starb, von einem Tag auf den andern, er wurde nur 50 Jahre alt. Es war wie ein Erdrutsch. Aber auf seiner Beerdigung … haben wir gelacht. Ein bisschen jedenfalls.Und es tat gut.
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Ja, ohne das Lachen zwischendurch und später beim Kummerkuchen wären meine Söhne und ich zusammengeklappt, als mein geschiedener Mann vor einem halben Jahr plötzlich verstarb. Beim Lachen und Schmunzeln füllen sich die Reserven wieder auf. So haben wir es erlebt. Du ja auch. Es muss nicht immer das laute Lachen sein, so wie bei meinem Opa. Danke für Deine Worte! Regine
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Genau – die Reserven füllen sich wieder auf beim Lachen. Deshalb darf man das, gerade in schwierigen Situationen. 🙂
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