Das Gras auf der anderen Seite vom Zaun

oder:

Meine Juni-Romanze

Ich traf ihn ganz unverhofft Anfang Juni.
J. war, wie von mir erfunden: groß, gut gebaut, hatte Power, konnte aber auch sanft sein. Ich war eigentlich nicht auf der Suche nach einem Neuen, aber dann  war es fast Liebe auf den ersten Blick.

Wir verbrachten ein wenig Zeit miteinander. Und je länger wir zusammen waren, desto besser gefiel J. mir. Ein Tag kann so schnell vergehen, dann gingen wir wieder unserer Wege, er hatte seine Verpflichtungen und ich meine.

So war das eben.

Doch J. ging mir nicht aus dem Sinn. Ich träumte von dem, was sein könnte…

Wir könnten immer zusammen sein, zusammen verreisen, zusammen das Leben genießen, ja vielleicht auch den Alltag. Ich wollte schließlich nicht nur Party und Urlaub haben, nein ich wollte täglich etwas von J. haben. Ich wollte ihn nicht nur im Juni erleben; jeder Monat hatte doch schöne Stunden, die wir zusammen verbringen könnten. Ich würde ihm alle meine Lieblingsplätze zeigen können, ich würde ihn verwöhnen, ich würde…

Doch er  hatte Verpflichtungen. Er meinte, er könnte nicht, wie er wollte, das wäre alles nicht so einfach für ihn wie für mich vielleicht.

Natürlich war es nicht einfach, auch für mich nicht, doch vielleicht war das zwischen uns etwas besonderes, etwas ganz großes?

Doch J. meldete sich nicht mehr und ich versuchte ihn zu vergessen. Nahm mit dem Vorlieb, was ich hatte – besser einen Spatz in der Hand… – nicht, dass es mit M.  nichts war. Aber er war halt nicht wie J. …

Jede*r kennt den Spruch: Das Gras auf der anderen Seite des Zauns scheint immer grüner. Aber solange wir nicht über diesen Zaun klettern, werden wir nicht erfahren, wie grün das Gras tatsächlich ist. Aber all meine Argumente änderten nichts an den Gegebenheiten.

Schließlich hielt ich es aber nicht mehr aus und arrangierte ein weiteres Treffen. Wenigstens einen weiteren Tag mit J.  Ich ließ mich dieses Treffen auch einiges kosten und freute mich unbändig auf das Wiedersehen. Vielleicht, vielleicht würde es mit uns doch noch mehr werden. Vielleicht würden sich Möglichkeiten eröffnen, an die ich noch gar nicht gedacht hatte…

Und dann versetzte er mich einfach!!!!

Ich kam pünktlich zum Treffpunkt und J. war nicht da, irgendetwas sei dazwischen gekommen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich hatte gedacht, für ihn sei es genau so unvergesslich gewesen wie für mich und nun war er nicht da. Stattdessen hatte er seinen Cousin L. geschickt.

L. war mir nicht völlig unbekannt, ich hatte ihn schon mal gesehen und auch er sah ziemlich gut aus. Aber ich war doch mit J. … Ich stand da und war etwas verwirrt, wollte nun aber auch keinen Rückzieher machen und den fest geplanten Tag sausen lassen. Dann würde ich J. halt endgültig aus meinem Herz reißen und den Tag und die Zeit mit L. genießen.

Vielleicht denkt ihr jetzt, ich würde jeden nehmen. Aber nach einigen Startschwierigkeiten – You say „Yes“, I say „No“.
You say „Stop“ and I say „Go, go, go“ –  verstanden wir uns super! Er las mir jeden Wunsch von den Augen ab, sozusagen. Wir passten zueinander wie zwei Puzzleteile.

mh21

 

Nun war ich doch froh, dass J. seinen Cousin L. geschickt hatte, dafür verzieh ich ihm auch, dass er mich versetzt hatte. Dass es mit mir und L. nichts Festes werden konnte,  war mir von Anfang an klar.  Doch ich genoss die kurze Zeit, die paar Stunden, die wir miteinander hatten. Anschließend würde ich zurück über den Zaun klettern und mit dem zufrieden sein, was ich an M. hatte.

You say „Yes“, I say „No“.
You say „Stop“ and I say „Go, go, go“.
Oh no.
You say „Goodbye“ and I say „Hello, hello, hello“.
I don’t know why you say „Goodbye“, I say „Hello, hello, hello“.
I don’t know why you say goodbye, I say hello.

Das Gras auf der anderen Seite vom Zaun ist  grüner, weil der Alltag keine Chance hat es grau anzumalen.

 

 

 

 

 

 

10 Kommentare

  1. L statt J statt M.
    Spatz in der Hand …
    Hmm.

    Beliebigkeit? Es geht mir nicht um irgend eine Moral dahinter. Eher um meine Überzeugung, dass das Universum auf solche Art gelebte Austauschbarkeit antwortet, wie auch immer. Ok, `n bisken Solidarität für M ist auch dabei … eben weil der größte Teil des Lebens aus dem so genannten Alltag besteht.

    Lieben Gruß dir!

    Gefällt 2 Personen

    • Ja, blau gefällt mir auch am besten. Ich finde Autos müssen bunt wie Smarties sein. In weiß ist es genauso heiß wie in einem dunklen Auto, habe ich festgestellt. 😉bis

      Gefällt 1 Person

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