Es wird weiter gehen

Ich bin Rentnerin, habe eine große, schöne Wohnung und einen kleinen Garten. Ich lebe allein und meine Vorräte sind gut aufgefüllt. Das Internet und der Strom funktionieren und auch Trinkwasser ist reichlich vorhanden. Ich darf noch raus und meine kleinen täglichen Radtouren erfrischen mich. Ich habe es gut.

Keine Termine mehr! Ich empfange keinen Besuch und besuche niemanden. Ich bin mittlerweile das Alleinleben gewohnt und vermisse die Nähe der anderen Menschen nicht so sehr. Ich beschäftige mich, lenke mich ab und versuche, tagsüber nicht an die Katastrophe zu denken. Ich will mich nicht in Ängste verlieren und mir ausmalen, was noch alles auf mich und meine Liebsten zukommen könnte. Ich will denken, dass alles gut wird, wobei es allerdings nie wieder so sein wird, wie es vor zwei Wochen noch war. Vielleicht ändert sich die Gesellschaft sogar zum Besseren. Wer weiß!

Unsere Politiker machen einen guten Job, finde ich. Ich möchte nicht an ihrer Stelle sein.

Während ich ein sehr ruhiges Leben führe, müssen andere doppelt und dreifach so viel arbeiten. Sie halten unser Leben am Laufen. Ihr wisst, was ich meine. Diese Menschen haben eine kräftige Lohnerhöhung verdient. Oder eine andere Art von gesellschaftlicher Anerkennung. Ich bin dankbar, dass sie da sind, die, die sich für uns alle einsetzen und dabei ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.

Ich war eben einkaufen und sah, wie fertig und angespannt die MitarbeiterInnen im Supermarkt aussahen. Übrigens waren viele Regale leer und nicht nur das Toilettenpapier ausverkauft.

Ich denke an die vielen Berufstätigen, die Angst um ihren Job haben und an die Familien, deren Leben zur Zeit völlig auf den Kopf gestellt wird. Das dauerhafte Zusammenhocken ist eine echter Zerreißprobe für alle. Ich hoffe so sehr, dass nicht auch noch zusätzlich eine Ausgangssperre verhängt wird. Hoffentlich kommen die Menschen, die sich an die neuen Regeln nicht halten wollen, rechtzeitig zur Vernunft.

Also, wie schon geschrieben, mir geht es verhältnismäßig gut. Telefon, WhatsApp und Mails sind mein Tor zur Welt. Ein Anruf am Tag genügt, mich nicht isoliert zu fühlen. Ich weiß, es wird weiter gehen. Nur wie, das kann niemand voraussagen.

Na ja, und dann gibt es ja noch unseren Gemeinschaftsblog. Wir kennen uns nicht persönlich, aber eine Vertrautheit spüre ich doch. Ich überlege schon seit Tagen, wie wir etwas näher rücken könnten, wenn wir wollten. Ich würde so gerne etwas über Eure Strategien erfahren, möglichst unbeschadet und positiv durch diese Zeiten zu kommen.

Ich werde mich heute um 17. 00 Uhr an den Rechner setzen, den Herz und Verstand Gemeinschaftsblog öffnen und gucken, ob der eine oder die andere dasselbe tun. Vielleicht macht es Spaß, in Echtzeit über die Kommentarfunktion zu kommunizieren!

20 Kommentare

  1. Wenn man allein lebt und bis dahin wenig vermisst hat, fällt es es vielen so wie dir wahrscheinlich nicht wirklich schwer, daheim zu bleiben. Menschenansammlungen vermisse auch ich nicht, im Gegenteil. Nur meine Selbsthilfegruppe, die ebenso vorübergehend geschlossen ist sowie gelegentliche Treffen mit dem einen oder anderen.

    Sehr schwer ist es für alle so genannten dysfunktionalen Familien und Partnerschaften, die jetzt einander ausgeliefert sind … Glaskugel? Ende des Jahres haben zwei Berufsgruppen so RICHTIG zu tun: Scheidungsanwälte – und Hebammen.

    Liebe Grüße

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    • Ich vermute leider auch, dass die Zahl der Selbstmorde ansteigt, denn viele Ältere, Einsame und Kranke werden dieser Belastungsprobe nicht standhalten wollen und können.

      Bleibt gesund!
      Liebe Grüße
      Anna-Lena

      Gefällt 3 Personen

      • Eine große Belastung kann das aber auch für Paare und Familien sein. Vielleicht keine Selbtötungen, aber der Gewaltpegel kann steigen, wenn man sich nicht aus dem Weg gehen kann.
        Ich bin auf jeden Fall lieber allein einsam als mich innerhalb einer Familie einsam zu fühlen. So habe ich übrigens jahrelang gelebt und weiß, wie sich das anfühlt. Liebe Grüße! 🌷 Regine

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    • Ja, nein, mir fällt das Zuhausebleiben nicht schwer. Ist nur die Frage, ob ich das nach acht Wochen immer noch so empfinde. Wahrscheinlich wird es uns allen ähnlich ergehen, egal, in welcher Lebensform wir leben. Liebe Grüße!🌷 Regine

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  2. Welch schöne Idee Regine. Leider komme ich erst jetzt dazu, Deinen Beitrag zu lesen.

    Wirre Zeiten irgendwie, ich habe noch mehr zu tun, weil die Menschen, die normalerweise unterwegs sind, nun alle zuhause sitzen und sich Gedanken machen. Gut für mich.

    Ich sehe aber auch die andere Seite, viele, die um Ihren Job und ihre Existenz bangen, viele Familien mit Problemen wegen der zusätzlichen Belastung und sind wir mal realistisch, moderne Lebenskonzepte sind doch gar nicht darauf ausgelegt, dass man sich als Paar/Lebensgemeinschaft den ganzen Tag sieht. Das ist wie Weihnachten, nur länger und verschärfter…

    Unser Blog: irgendwie haben wir ihn alle etwas aus den Augen verloren, er ist erwachsen geworden. Habe ihm ja sogar ein Gedichtlein gewidmet. Mich würde es freuen, wenn wir uns hier wieder öfters treffen.

    Liebe Grüsse an alle hier und ich glaube daran, dass uns Corona zeigt, wie wichtig Gesundheit, Zusammenhalt, Solidarität und generell die kleinen Dinge sind.

    Gesundbleiben! Andrà tutto bene

    Thomas

    (Der Blogwart, der immer nach jedem Kommentar alles desinfiziert und für Virenfreiheit sorgt und wenn nötig auch Müll entsorgt)

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