Wie geht es Euch wirklich?

Gestern kommunizierte ich über WhatsApp mit jemandem, der mir laufend witzige Corona- und Klopapier-Filmchen schickt. Um mit diesem Menschen in Kontakt zu bleiben gibt es nur die Möglichkeit, mit lustigen Bildchen zu antworten, Daumen hoch und Küsschen Küsschen….na, Ihr kennt das ja. Einmal wollte ich zaghaft über meine echten Gefühle schreiben, das kam aber nicht gut an. „Sorge Dich nicht, lebe! Denke positiv!“, war die Antwort.

Ich war sauer. Der Absender meinte es gut, nahm mich aber überhaupt nicht ernst. Natürlich mache ich mir Sorgen. Ich spüre Angst, wenn ich mir die Nachrichten ansehe und den Fachleuten zuhöre. Unser aller Leben hat sich so extrem verändert, dass ich eine Weile brauchte, die Tragweite zu realisieren. Inzwischen erfasst meine Seele so ganz allmählich, was auf uns zukommen kann. Nein, das ist keine kleine Krise, die in ein paar Wochen vorbei sein wird. Es kann eine ausgewachsene Katastrophe werden. Die Hoffnung, dass es nicht so kommt, dass wir in Deutschland großes Glück haben werden, beschwichtigt und beruhigt mich. Vielleicht……

Mich beschäftigt das Thema so sehr, dass ich mich zwar ablenken kann, aber nicht beim Schreiben. Alle anderen Themen treten in den Hintergrund, sind gerade nicht wichtig. Das Schreiben hilft, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Das Veröffentlichen trägt dazu bei, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, mich auszutauschen und vielleicht sogar von ihnen zu lernen. Für mich ist ein Austausch sehr nützlich, denn er hilft mir im Alltag, der ganz und gar nicht mehr alltäglich ist, Anker zu setzen

Ich plädiere dafür, dass wir uns hier in diesem Blog weiterhin mit Corona und den Auswirkungen beschäftigen. Wir können über unsere Erfahrungen schreiben. Wie gehen wir mit unseren Sorgen um? Was unternehmen wir, um gesund und einigermaßen fröhlich zu bleiben? Was erleben wir, wenn wir wochenlang isoliert und alleine leben? Was tun die Familien und Paare, um stabil zu bleiben? Was passiert, wenn wir dann doch einmal die Fassung verlieren? Was denken wir uns aus, damit es uns so gut wie möglich geht?

Um gelassen zu bleiben, dürfen wir den Humor und das Positive natürlich nicht vergessen. Darum ist es auch wichtig und richtig, positive Beiträge zu veröffentlichen. Im „Herz und Verstand“ hat das einen wichtigen Platz. Ich festige meinen Optimismus mit meinen „Mutmachbildern“ im Regenbogen, indem ich jeden Tag einen positiven Aspekt der jetzigen Zeit betone und mich daran freue.

Ich habe das Bedürfnis nach einem echten Austausch. Ich möchte meine Sorgen genauso äußern können wie mein Genießen oder meine Freude. Ich will meine Angst nicht aussperren. Sie ist ja da. Und jede Strategie, sie nicht zu spüren, kostet Kraft. Mein Anliegen ist, Äußere Realität und persönliche Stabilität in Einklang zu bringen. Ich will mich mit dem Unbegreiflichen auseinandersetzen und trotzdem fröhlich bleiben, den Frühling genießen und froh darüber sein, wie gut ich es (noch) habe. Das kann mir nur gelingen, wenn ich mit anderen Menschen darüber rede oder, wie hier, eben schreibe.

Mich interessiert, wie Ihr fühlt und denkt. Wie sorgt Ihr für Euch und Eure Familien. Wie geht Ihr mit Eurer Angst um, soweit Ihr diese spürt. Was können wir tun, um in der Isolation nicht isoliert zu sein? Wie können wir uns gegenseitig unterstützen, Kraft und Halt geben? Welche positiven Dinge helfen Euch weiter?

Doch ja, das interessiert mich sehr.

26 Kommentare

  1. Hallo Regine.
    Ich kann deine Ängste und Nöte verstehen.
    Aber ich war nie ein Mensch der in Panik verfällt, auch nicht in Ausnahmesituationen.
    Ich bleibe ruhig und gehe pragmatisch vor.
    Dies ist meine persönliche vierte Ausnahmesituation und jedes Mal war ich die Ruhe selbst. Selbst wenn um mich herum Aufregung herrschte. Es ist ein beruhigendes Gefühl zu wissen wie man selbst reagiert wenn etwas geschieht was nicht vorhersehbar ist.
    Klar ist es ein komisches Gefühl, es ist alles irgendwie unwirklich und doch da.
    Solange ich nach draußen und mich bewegen kann, wird es mir weiterhin gut gehen.
    Quarantäne wäre tatsächlich für mich eine starke Herausforderung.
    Ich wünsche dass wir alle gut und unbeschadet durch diese Zeit kommen.
    Aber wenn meine Zeit gekommen ist, dann ist es so.
    Darauf habe ich keinen Einfluss.
    Alles Liebe für dich. 🍀
    Nati

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  2. Hallo Regine,
    denke und empfinde alles ganz genau wie auch Nati beschreibt, obwohl ich wegen einer vererbten Autoimunerkrankung und entsprechend ziemlich reduziertem Immunsystem zu den besonders gefährdeten Menschen gehöre. Aber Angst ist immer der schlechteste Begleiter sowie auch Ratgeber und erschwert alles natürlich sehr viel mehr als es gut tut.
    Liebe Grüße von Hanne und bleib gesund 🍀

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      • Kein Problem, liebe Hanne! So ein kleines Durcheinander bringt Leben in die Bude! Ich war mir nur unsicher, ob ich jetzt meine Antwort an Nati an Dich geschickt hatte und löschte sie schnell. Aber nicht schnell genug, weil Nati mit ihrer Antwort auf meine Antwort schneller war. Das Durcheinander habe also ich verursacht! Das sind die Tücken der elektronischen Kommunikation.😂 Besonders komisch war es für mich, weil ich Nati kurz zuvor in einem anderen „Gespräch“ versicherte, ich würde keine Kommentare löschen. 😂😂😂

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    • Ach, jetzt habe ich meinen Kommentar gerade gelöscht, weil ich dachte, ich hätte mich vertippt und er würde Dich nicht erreichen. War also ein Missverständnis meinerseits. Also ich unterscheide zwischen Angst als Grundgefühl und Panik. Angst kann ich spüren und sie weist mich auf etwas hin. Darum denke ich auch, dass sie durchaus ein guter Ratgeber sein kann. Vor Angst zu erstarren oder panisch zu reagieren nützt natürlich nichts. Das denke ich auch.

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      • Angst verspüre ich bisher nicht.
        Auch wenn ich mehr Abstand zu anderen Menschen halte.
        Ich verfalle auch nicht in Hamsterkäufen, gehe ganz normal für die Woche einkaufen.
        Beunruhigt würde bei mir vielleicht eher passen, vor allem wenn man die Bilder aus den anderen Ländern sieht.
        Ich merke dass mir die Sonne im Moment richtig gut tut, was mir vorher nicht so wichtig war.

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  3. Bei mir herrschte eine gewisse innere Aufgeregtheit, bis ich auch für den Notfall einer Betreuungslücke bei meiner Mutter alles einigermaßen vorbereitet hatte.
    Angst habe ich keine, aber lasse Vorsicht walten. Ich bin froh, dass mein Ältester mit Familie in Neuseeland lebt, mein Einsiedler ist eh relativ gut geschützt und hat vorgesorgt, das Hotel meines Jüngsten ist geschlossen und er hat Ersparnisse, Tochter und Familie im Westerwald sind bisher gesund. Meine Cousine flog nicht nach Thailand. Also muss ich mich um niemanden sorgen.
    Ich gehe oft in den Garten oder durch mein Gartentor und genieße den Frühling, fühle mich wohlig entschleunigt. Mein Mann arbeitet weiter, aber wir beide hocken auch gerne aufeinander, haben immer Gesprächststoff und lachen schon immer viel gemeinsam.
    Was kommt, werden wir sehen und dann darauf reagieren.
    Traurig bin ich über die Situation einer Freundin, die an einer Autoimmun-Erkrankung leidet und der nun eine notwendige Therapie versagt wird. Das ist einfach schrecklich, denn auch bei ihr geht es um Leben und Tod.
    Auch das Schöne zu sehen finde ich wichtig, aber das Schlechte als positiv anzusehen ist so gar nicht meins. Vor allem, da es an den Tatsachen nichts ändert.
    Was mich denken lässt, dass diese Situation überfällig war ist u. a. die Tatsache, dass sich im Moment die Natur so wunderbar vom Menschen erholt.

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    • In dieser neuen Situation gibt es viele Aspekte mit unterschiedlichen Intensitäten. Für mich ist es wichtig, sie möglichst alle wahrzunehmen, wobei einiges nur in kleinen Häppchen zu mir durchdringt. Das ist auch gut so, damit sich meine Seele gut darauf einstellen kann. Ich danke Dir für Deinen ausführlichen Kommentar und wünsche weiterhin Gelassen-und Gesundheit! Alles Gute für Dich und Deine Familie und besonders Deine Freundin! Regine

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  4. Liebe Regine,

    lass uns gerne über unsere Empfindungen und Erfahrungen in dieser wirren Zeit reden. Warum auch nicht?
    Wir können uns auch ablenken. Wir können uns auch verrückt machen. Nein besser nicht.

    Wie geht es mir? Ich fühle mich etwas eingesperrt, als Vielreiser, Vielflieger, Vielfahrer, Vielhotelübernachter fehlt mir viel, habe aber bemerkt, dass diese Zeit jetzt auch Zeit ist für mich, um herunterzufahren.

    Ich werde ruhiger irgendwie. Entspannter und sogar kreativer. Ich dachte nicht, dass mich das Reisen und die vielen Geschäftstermine stressen, aber wohl doch.

    Ansonsten gehe ich statt Fitnessstudio auf meine Laufrunde und wenn es, wie heute etwas kälter ist, gibts auch dafür die richtige Kleidung.

    Liebe Grüsse
    Thomas

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    • Ablenken zwischendurch ist absolut notwendig, um nicht verrückt zu werden😂. Für mich ist die Auseinandersetzung mit diesem ungeliebten, blöden und etwas unheimlichen Thema trotzdem ab und zu wichtig. Es wird uns noch eine ganze Weile begleiten, wie so einige andere Themen auch, die gerade in den Hintergrund treten. Alles Schöne wird nicht vergessen, das uns hilft, uns im Alltag zu verankern. Es wird sich in der Krise sogar auch Schönes und Neues entwickeln, da bin ich mir sicher! Vielleicht finden wir davon ein kleines bisschen in unserem Gemeinschaftsblog. Hier beginne ich zum Beispiel so allmählich die Gemeinschaft wieder zu spüren! Liebe Grüße! Regine

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  5. Mein Befinden ist differenziert. Mir selbst fällt auf, dass ich jahreszeitliche Erkältung-Symptome anders wahrnehme. Könnte ja und so weiter. Mit Blick auf meine Eltern sehe ich meinen Vater Tag für Tag schwächer werden, auch ohne Virus. Wenn es den erwischt, dann wird er sterben.

    Angst, ja, habe auch ich. Bleibe mittlerweile gern daheim, weiche auf Videotelefonie aus. Bin froh und dankbar, dass es so etwas gibt, selbst meine 84-jährige Mutter kommt damit mit holpern und stolpern zurecht. Da unsere Selbsthilfegruppen auch dem Versammlungsverbot unterliegen, ist die digitale Technik unsere einzige derzeitige Verbindung. Die Liebste, im therapeutischen Bereich tätig, führt nun auf diesem Wege Video-Behandlungen durch – Neuland für alle, wird aber abgerechnet.

    Abrechnen, wirtschaftliche Probleme – davon sehe ich einige in der nächsten Zeit. In welchem Umfang uns das betreffen wird, kann ich noch nicht abschätzen. Andere haben weit schlimmer, denke ich.

    Der Angst halte ich meinen Glauben entgegen, sonst habe ich nichts. Ich pflege Tages-Rituale wie eh und je, mache öfter mal körperliche und meditative Übungen. Denke viel an die, welche jetzt blanke Not haben, sei es gesundheitlich oder materiell.

    Lieben Gruß dir, Regine !

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    • Herzlichen Dank, lieber Reiner, für Deine Schilderung. Ja, ich habe auch Schnupfen, Husten und Hals. Ich übe, nicht jeden Huster zu beachten und innerlich zu kommentieren😂. Ich beschäftige mich und bin froh, ländlich zu wohnen und mich Garten aufhalten zu können. Doch ja, ich habe es gut und gemütlich. Manchmal vergesse ich auch alles um mich herum. Bis es mir dann wieder einfällt und die unguten Gefühle (Angst? Sorge? Unruhe?) auftauchen. Sie bleiben nur kurz und behindern mich nicht weiter. Schlafen kann ich auch und ich habe mich damit arrangiert, Ostern alleine zu verbringen. Zum Glück bin ich mental mit Familie und Freunden gut vernetzt. Ich wünsche Dir alles Gute und knuddel die Katz! Regine

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  6. Mir geht es wie dir. Allmählich begreife ich, dass dies nicht der jährliche Vogelgrippenvirus o.ä. ist, mit dem uns die Medien unterhalten. Ich habe weniger Angst, dass der Virus meine Lieben oder mich töten könnte, sondern was aus uns allen wird, wenn die Wirtschaft in die Knie geht. Das kann unser aller Leben verändern. Wir können Arbeitsplätze verlieren, die Menschen können unzufrieden/frustriert/aggressiv werden. Solche Gedanken bzw. die Ungewissheit dränge ich zurück, aber im Hinterkopf sind sie da.
    Auch ich verarbeite es durch den Austausch. Deshalb habe ich meinen Blog wieder aktiviert, der längere Zeit geruht hat. Ich brauche das gerade, wie du.
    Ich wünsche dir alles Gute,
    Anhora (ab morgen im Home Office)

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    • Ja, der Austausch ist gut und wichtig. Bei einer so großen Veränderung brauchen wir wirklich andere Menschen für (mündliche oder schriftliche) Gespräche. Oder Trost oder was auch immer. Wir können das nicht alleine stemmen. Ich vermeide Diskussionen mit Leuten, die beschwichtigen, abspalten, verdrängen oder Verschwörungstheorien verbreiten. Eine gewisse Gelassenheit können wir vermitteln, auch wenn wir den Ernst der Lage erkennen und unsere Gefühle fühlen. Einen guten Start im Home Office, liebe Grüße und alles Gute! Regine

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  7. Liebe Regine,
    wir genießen das große Glück, an einem privilegierten Platz auf dieser Erde zu leben. Wir mussten nie übermäßige Angst vor Krieg, Vertreibung oder einem Virus haben. Unsere medizinische Versorgung ist eine der besten der Welt. Deshalb ist es für uns ein neues Gefühl, dass der Staat gerade nur bedingt helfen kann. Es kommt auf jeden von uns an und man muss dafür noch nicht einmal etwas tun, sondern lassen. Sozialfasten. Ein lehrreicher Prozess, der mit einer großen Ungewissheit einhergeht.

    Auch ich habe Angst, vor allem um meine Familie. Ich empfinde Mitgefühl für die Kranken, Toten und deren Angehörigen, eine Verantwortung mir und meinen Mitmenschen gegenüber, aber auch Freude über die Anerkennung einiger Berufe, die sonst zu Unrecht meist im Schatten stehen.

    Bleib gesund,
    Erik

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