Solidarität

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In meiner Kindheit und Jugend gab es ausschließlich Bücher, deren Kernaussage darin bestand, dass der Einzelne nichts zählt und seine Bedürfnisse und Interessen der Allgemeinheit unterzuordnen hätte. DANN würde er Glück und Zufriedenheit erfahren. Dieses Prinzip wurde in Millionen Menschen des damaligen Staates namens Deutscher DEMOKRATISCHER Republik verinnerlicht. Dieses Prinzip stellte für mich immer den größten erkennbaren Unterschied in der Persönlichkeitsstruktur dar, zwischen den Menschen der neuen und alten Bundesländer. Deshalb galten die neuen Bundesbürger nach der Wende als naive und gutgläubige O…berdummies. Demgegenüber waren alle anderen natürlich Ich-bezogene, auf den eigenen Vorteil bedachte W..esen 😉 . Die Mauer im Kopf war eine, die durch die unterschiedlichen Werte zustande gekommen war.

Es vergingen auch bei mir einige Jahre, bis ich mir die Kinderbücher meiner Zeit damals wieder in die Hände fielen, und ich für mich die Theorie aufstellte, dass da schon in jungen Jahren vom System eine deftige Gehirnwäsche erfolgt war. In meiner Entwicklung dauerte es jedoch noch sehr lange, bis ich wirklich begriff: Wenn ich mir selbst helfe und gut tue, ist allen Anderen auch geholfen – wohlgemerkt NICHT auf Kosten der Anderen. Ver- und bearbeitet habe ich das damals in meinem nicht mehr existenten Blog, die Themen Selbstliebe und Selbstverantwortung spielten eine zentrale Rolle.

Hat jemand von Euch mal ein wenig Zeit auf Ebay-Kleinanzeigen verbracht? Dort gibt es eine neue Rubrik: Nachbarschaftshilfe. Find ich gut. Blöd nur, dass da ausschließlich Dienste angeboten werden, nirgends steht ein Gesuch. Warum schreibt man da überhaupt ein Angebot rein, frag ich mich. Ich will nichts unterstellen, aber Nachbarschaftshilfe oder Solidarität übe ich doch am ehesten in meinem unmittelbaren Umfeld. Wenn meiner Nachbarin Karre mal wieder „Urlaub“ beim Schrauber macht, kann sie sich natürlich meine Knutschkugel ausleihen. Wenn ich zuviel gebacken habe, „liefere“ ich das einfach hier im Haus an die völlig kuchenverrückten Mit-Singles ab. Dafür stehen im Hausflur frische Blumen (für alle, weil schön ist) und Schoki (ebenfalls für alle, aber ich befürchte da ein Hauptabnehmer zu sein). Das und noch vieles mehr erfolgt auf Freiwilligenbasis und ohne jegliche Erwartungen. Denn es gibt immer irgendeinen Energieausgleich, der stimmig ist und der vor allem von Herzen kommt. Letztendlich tut damit jeder etwas für sich und seine Seele, nämlich Freude bereiten und sich verbunden zu fühlen.

Solidarität ist die aktive Verbundenheit untereinander OHNE die Hilfe einzufordern. Und ich möchte ergänzen, ohne sie aufzuerlegen oder sich anzubiedern aus niederen Beweggründen. Das Solidaritätsprinzip ist ein freiwilliges, fernab jedes Schuld- oder Verantwortungsgefühls. Insofern halte ich die mediale Präsenz, das Einfordern von Solidarität, für absolute Propaganda und Gehirnwäsche. Ich halte mich natürlich an die gemachten Vorgaben, aber aus Verantwortungsbewusstsein. Dass dabei mein persönlicher Handlungsspielraum extrem eingeschränkt wird, inclusive dem freien Ausüben meines Berufes, ist ein Opfer*.

Einige – und nicht gerade die unbedeutendsten Bestimmungen unseres Grundgesetzes wurden auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Mit dem Argument, dass die Rechte des Einzelnen weniger Gewicht haben, als das Wohlergehen der Gesellschaft. Ist das so? Und warum kommt mir diese Denke so wahnsinnig bekannt vor? Warum habe ich das Gefühl, dass da medial eine Schein-Solidarität zelebriert wird? Gleichzeitig sehe ich täglich eine verordnete Meinungsgleichschaltung, womit jedoch das Denunziantentum überproportional zunimmt.

Wohlgemerkt in einer Demokratie. Ein Wort, das ich mag.

Solidarität dagegen ist für mich eher negativ belastet.

Wem gehts da ähnlich? Oder ist es ok, sämtliche Kritik angesichts der speziellen Situation zu unterlassen? Gedanken eines underdogs oder traut sich nur niemand mehr, seine Meinung frei zu äußern?

 

*das ich versuche größtmöglich durch Kreativität und unter Ausschöpfung sämtlicher Möglichkeiten so gering wie möglich zu halten. Ich liebe nämlich, was ich tue.

 

Habt einen schönen Sonntag, ich geh backen ❤

 

11 Kommentare

  1. Ich finde es auch erschreckend, was läuft. Und es gibt ja tatsächlich auch Bedenken von verfassungsrechtlicher Seite. Von den wirtschaftlichen und psychosozialen Folgen gar nicht zu reden.

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    • Danke Dir für Deinen Kommentar, gehört ja im Moment Mut dazu, Bedenken zu äußern. Es ist aber an der Zeit, dass die Bedenken auch mal lauter werden. Letzten Samstag gabs daraufhin sogar Verhaftungen in Berlin – weil Menschen das GG verteilt haben. Sogar Journalisten wurden „aufgenommen“. Ich denke aber, dass sich die Proteste ausweiten werden.
      …ehrlich, bin froh, keine kleinen Kinder mehr zu haben – was da in den an Psychosen entstehen kann, da mag ich gar nicht drüber nachdenken. LG

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  2. Das ist ein sehr interessanter Beitrag. Auf deine Frage, ob die Rechte des Einzelnen weniger Gewicht haben als das Wohlergehen der Gesellschaft, habe ich leider keine Antwort. Aber immer wenn ich Zweifel habe, schau ich nach Italien, Spanien, England, oder die USA.
    Uns wird gesagt, dass wir im Moment Großes leisten, wenn wir für andere Opfer bringen. Als gebürtige Westdeutsche wuchs ich mit solchem Gedankengut eher nicht auf, deshalb zieht diese kleine emotionale Falle.
    Trotzdem kennen wir die langfristigen Folgen noch nicht, menschlich und wirtschaftlich. Aber ich möchte auch nicht entscheiden müssen, was hier richtig oder falsch ist.
    Ich bleib halt daheim, gezwungenermaßen (Kurzarbeit).

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    • Ich danke Dir, und ich glaube, dass es vielen Menschen so geht, wie Du es schilderst. Ich zweifle auch, aber eher an der Berichterstattung und den dazugehörigen Bildern, die uns suggerieren:“wenn Du Dich nicht an die Anordnungen hältst, kommt es hier genauso schlimm!“. Da werden Särge in Italien gezeigt, aufgereiht und später kommt raus, dass dieses Foto vor 2 oder 3 Jahren nach einem Schiffsunglück entstand. Es wird nicht objektiv über die unterschiedlichen Gegebenheiten im Zusammenhang mit der Mortalitätsrate berichtet. Schließlich gibts sicherlich regionale (Luftverschmutzung), medizinische und Besonderheiten der Bevölkerungszusammensetzung. Stattdessen erfahren wir eine Regierungsstrategie, die der gute alte Otto von Bismarck schon guthieß: Zuckerbrot und Peitsche: „Ihr seid Helden, wenn Ihr zuhause bleibt“, kleine Lockerungen im Alltag Bußgelder, Maskenpflicht sind zwar noch freiwillig, ABER…

      Ich möchte momentan auch nicht zu den Entscheidern gehören, mir reicht das dünne Eis, auf dem ich mich sowieso gerade bewege. Aber ich habe mich auch nicht dafür entschieden, die Geschicke eines Landes leiten zu wollen. Und ich habe nicht geschworen, alles zum Wohle des Volkes zu tun. Insofern bin ich skeptisch und gespannt, was für Langzeitwirkungen uns erwarten. Ich drück die Daumen für die Erhöhung des KUG 🙂 . Schönen Sonntagabend

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      • An gefakte Bilder aus Italien oder sonstwoher glaube ich nicht, die Zahl der Todesfälle sprechen ja für sich. Aber es gibt viele Krankheiten (Rauchen, Übergewicht, Grippe, Selbstmorde, Herz-Kreislauf-Erkankungen), die viel mehr Menschenleben kosten als Covid-19. Aber da glaubt man sich schützen zu können durch vernünftige Lebensweise und Impfen. Das stimmt aber wohl nicht, sonst gäbe es diese Opfer ja nicht. Ich suche mir z.B. weder mein Gewicht aus noch ob ich vom Rauchen weggkomme oder nicht. Es spielt schon mehr mit als fehlende Disziplin, eine Frechheit, das den Betroffenen zu unterstellen.
        Die Regierungen sind aber derzeit weltweit gezwungen, Menschen und Wirtschaft unfassbare Opfer abzuverlangen, um weitere Todesfälle durch Corona zu verhindern.
        Vielleicht erfahren wir irgendwann einmal, was dieses psychologische Massenphänomen tatsächlich ausgelöst hat.

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  3. Ja, meine Freiheit wird gerade massiv eingeschränkt und ich vertraue trotzdem unserer Demokratie. Ich nehme keine Meinungsgleichschaltung und verordnete Solidarität wahr. Ich verstehe die Maßnahmen und halte mich an die neuen Regeln, weil mir keine besseren einfallen. Ich finde, wir kriegen das in Deutschland gerade ganz gut hin. Die wirtschaftlichen und psychologischen Folgen der Pandemie sind natürlich noch nicht abzusehen. Die Gesellschaft wird sich verändern. Vielleicht wird einiges richtig gut, vielleicht auch nicht. Vielleicht können wir selbst mehr Verantwortung für ein gutes Gelingen übernehmen. Vielleicht bin ich auch zu naiv.
    Was Du von Deiner Nachbarschaft erzählst, klingt so schön! Dann bist Du da ja dort, wo Du bist, gut aufgehoben. Aber was ist eine Knutschkugel?
    Liebe Grüße und ich gehe jetzt erst einmal Fahrradfahren. Regine

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    • Liebe Regine, danke für Deine Sicht der Dinge. Vielleicht sehe ich alles auch zu dramatisch, eben dadurch, dass ich vorbelastet bin. Es entspannt, dass hier im Blog jeder frei seine Meinung äußern darf.
      Meine Nachbarschaft – ja ich überlege über unser Altenheim *grins* (ich bin 48 und die Jüngste) so nach und nach kleine Geschichten zu bringen. Nur Verrückte hier – von der jederzeit unüberhörbaren Ex-LKWfahrerin mit Arschlochhund bis zum ICE-zockenden Vollphlegmatiker, der die Langsamkeit ganz neu definiert. Ach ja und im Dorf steht ein Baum mit blauen Flaschen an den Zweigenden und in unserem Vorgarten haben wir bepflanzte Hosen – norddeutsche Provinz halt. 😉 Bin hier wirklich angekommen. Meine Knutschkugel ist ein Kleinwagen mit rosa Schmetterlingen auf den schwarzen Fußmatten, in dem nicht mehr als Knutschen oder Fahren geht. Andere Aktivitäten würden aufgrund der Enge eindeutig Krämpfe verursachen 😀 . Pass auf Dich auf und liebe Grüße
      Andrea

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      • Hallo Andrea, das ist ja das Gute: wir haben unsere Meinungen und dürfen sie äußern. Euer norddeutsches Dorf scheint ja sehr liebenswert zu sein. Ob es wohl in Nordfriesland liegt? Dort wäre nämlich meine Wahlheimat, wenn ich noch einmal umziehen würde.
        Nun weiß ich auch über Knutschkugeln Bescheid. Sehr lustig, weil ich alters- und gesundheitsmäßig aus jeglicher Auto-Aktivität (außer Fahren) rausgewachsen bin! 😂 Liebe Grüße und danke für Deinen anregenden Beitrag hier im Blog! Regine

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  4. Ich habe den Eindruck, dass es viele Menschen gibt, die gerade diese strengen Regeln schätzen. Vielleicht ist es die Sehnsucht nach (Fremd)-Steuerung, weil man selbst nicht weiß, wie man mit dieser neuen und Angst verbreitenden Situation umgehen soll?

    Welche Grundrechte werden derzeit nicht eingeschränkt? Ist die Würde des Menschen tatsächlich unantastbar, wenn sich Angehörige nicht mehr von ihren Sterbenden verabschieden dürfen? Das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit? Gleichheit vor dem Gesetz? Auch Corona-Infizierte? Freiheit des Glaubens? Ungestörtheit der Religionsausübung? Meinungsfreiheit? Vorsicht, wenn man eine andere Meinung als die Virologen hat! Schulwesen? Recht auf Bildung? Versammlungsrecht? Brief- Post und Fernmeldegeheimnis? Corona App? Freizügigkeit?

    Da bleibt außer Art. 6, Schutz der Familie, Art. 9 Recht auf Gründung von Vereinen und Gemeinschaften und Art. 12 freie Berufswahl nicht viel übrig. Obwohl… wer würde sich heute aus freien Stücken für den Beruf des Hoteliers oder Gaststättenbetreibers entscheiden?

    Kritik sollte und muß man äußern. eine derarte Einschränkung der Grundrechte gab es seit 1949 nicht mehr. Wir alle, mündige Bürger, werden darüber wachen müssen, wie schnell bei einer Normalisierung das Grundgesetz wieder in Kraft tritt.

    Denunziantentum: ein Teil von uns kennt das noch, der andere Teil lernt schnell dazu. Aus Verantwortungsbewusstsein und selbstverständlich zum Schutz der Allgemeinheit wird dann bei der Polizei oder beim Ordnungsamt angerufen. Ich habe Gruppen von Jugendlichen schon angesprochen und auf die Verantwortung angesprochen, die auch sie tragen. Das ist aber unbequem und alles andere als anonym.

    Es ist wohl so, dass es ohne diese verordnete, staatliche Einschränkungen unserer Grundrechte mit der Eindämmung der Pandemie leider nicht klappen würde, aber wir werden ja auch jeden Tag dafür gelobt, wie brav wir sind. Ist das nix?

    Wachen wir bitte alle darauf, dass wir wieder, so schnell als möglich, normale demokratische Verhältnisse bekommen.

    Der Song von Alicia Keys ist übrigens Klasse.
    Ich hoffe Du warst erfolgreich beim Backen!

    Liebe Grüsse
    Thomas

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    • Lieber Thomas, ganz lieben Dank für die Auflistung, die nochmal deutlich zeigt, dass im Moment so gar nichts normal ist. Ich bin bei Dir, dass wir alle wachsam sein müssen, um nicht von den Entscheiden überrollt zu werden. Und erinnern wir uns, dass der letzte Artikel des GG besagt, dass ausschließlich das Volk selbiges ändern darf.

      Leider gibt es eben viele Menschen, die froh über vorgegebene Leitplanken sind. Denen es reicht, zu entscheiden, welche ihrer Atemmasken denn zum jeweiligen Outfit passen.

      Ja, den Song mag ich momentan sehr. Erfolg beim Backen – naja, mir ist NUR eine Charge des Rhabarberhonigs übergekocht. Sonst ist alles gelungen. Umsatz nur mittelmäßig, dafür viele schöne und auch immer mehr kritische Gespräche. Mein Café bleibt auch im geschlossenen Zustand ein lebendiger Kommunikationspunkt. 😉
      Liebe Grüße
      Andrea

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