Abschiedsbrief

Der Brief, den Du geschrieben,
er macht mich gar nicht bang.
Du willst mich nicht mehr lieben,
aber Dein Brief ist lang.
Zwölf Seiten, eng und zierlich!
Ein kleines Manuskript!
Man schreibt nicht so ausführlich,
wenn man den Abschied gibt.

Heinrich Heine

Damit hatte Heine wohl recht. Wer sich so viel Mühe gibt, der will die Beziehung vielleicht gar nicht beenden, sondern verlangt eher nach einer Stellungnahme.

In der heutigen Zeit werden wohl keine seitenlangen Abschiedsbriefe mehr geschrieben. Heutzutage wird per Textnachrichten Schluß gemacht. Dan wird der Kontakt gelöscht, geblockt und man stellt sich tot. Das ist doch viel einfacher. Sollte der „abgeschossene“ Partner sich dann erfrechen, sich nochmal zu melden, vielleicht auch ganz altmodisch per Brief, kann man den einfach ignorieren und gleich entsorgen. Schöne neue Zeit?

Titelbild von Adriano Gadini auf Pixabay

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6 Kommentare

      • Das Perfide ist, dass wir eigentlich glaubten, ein gutes Verhältnis zu haben. Sie war immer sehr freundlich, wurde von uns respektiert. Wir haben uns gegenseitig besucht und öfter telefoniert. Nur in den letzten Monaten war der Schwiegervater nie telefonisch zu erreichen. Es hieß, es ginge ihnen gut. Kein Wort von der Erkrankung . Nun versucht sie, den Kindern das Erbe streitig zu machen mit der Behauptung (anwaltlich), die Kinder hätten sich böswillig abgewandt. Dabei wollten wir gar nichts haben, um sie nicht evtl. in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen. Aber verabschiedet hätten wir uns gerne.

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      • Wenn man sich nicht einmal von einem Angehörigen verabschieden kann ist das einfach auch nur böse und man muss ihr dann auch das letzte Fünkchen Empathie absprechen.
        Am Ende gehts doch nur immer um die Kohle und Anwälte – so traurig.

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  1. Fragen über Fragen tun sich auf:
    Wie soll man denn sonst ne Beziehung während der Social Distancing Zeit beenden, wenn man noch nicht zusammen gewohnt hat, als über WhatsApp?
    Wenn ein langer Abschiedsbrief für eine Stellungnahme spricht, was bedeuten dann halbjährliche Kontaktaufnahmen „Verflossener“?
    Wäre es vllt ratsam, ein Formular im Falle des Beziehungsexits parat zu haben, auf dem beide ihr Einverständnis und evtl Bedingungen formulieren?
    Und was würde Heine zu all dem sagen? 😉

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    • Mooooment, das Schluss machen per elektronischen Kommunikationsgeräten war schon vor Social Distancing schwer in Mode.

      Halbjährliche Kontaktaufnahmen von verflossenen können mehrerlei bedeuten. Erstens: die/der Verflossene, nein besser die verflossene Person (m/w/d) (vP), hat wenig Zeit.
      Zweitens: vP hat schon alle durchtelefoniert und Du stehst weiter unten im Chatverlauf
      Drittens: vP hat’s nicht kapiert

      Das Formular: dann aber bitte online in der Cloud, damit man das auch auf allen Geräten bereitgestellt hat und für den nächsten Beziehungs-Exitus wiederverwenden kann.

      Den Herrn Heine werden wir wohl nicht mehr fragen können, er würde es aber kaum verstehen, dass viele heute nicht mehr als drei Sätze lesen…

      Liebe Grüsse
      Thomas

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