Unter dem Meer

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Am Meer aufgewachsen, war es für mich als Kind selbstverständlich, dass die kleine Meerjungfrau aus dem Märchen und natürlich das gesamte Meervolk in einer Stadt dort ganz unten wohnt. Die Bewohner können ja aber schlecht an Holz und Steine kommen, und bauen so unter Wasser – das hält nicht! – das war mir klar. Also stellte ich schon früh einen Zusammenhang her zwischen dem Meervolk und den Sagen um versunkene Städte. Ob sie nun Rungholt oder Vineta heißen, da hat wohl jedes Küstenvolk eine eigene Örtlichkeit, die sich irgendwann das Meer geholt hat. Dass so eine Wassernixe eine Wohnung und darin einen Kleiderschrank und ein Bett braucht – kindliche Logik 😉 Viel später dann durfte ich beim Schnorcheln im Pazifik riesige Gärten und natürlich wunderschöne Meeresbewohner unter Wasser beobachten. Ein Erlebnis, das sich tief in meiner Erinnerung verankert hat.

Dabei kann man leicht alles um sich herum vergessen, wie dieses wundervolle Gedicht von Heinrich Heine zeigt:

Seegespenst

Ich aber lag am Rande des Schiffes,
Und schaute, träumenden Auges,
Hinab in das spiegelklare Wasser,
Und schaute tiefer und tiefer –
Bis tief, im Meeresgrunde,
Anfangs wie dämmernde Nebel,
Jedoch allmählich farbenbestimmter,
Kirchenkuppel und Türme sich zeigten,
Und endlich, sonnenklar, eine ganze Stadt,
Altertümlich niederländisch,
Und menschenbelebt.
Bedächtige Männer, schwarzbemäntelt,
Mit weißen Halskrausen und Ehrenketten
Und langen Degen und langen Gesichtern,
Schreiten, über den wimmelnden Marktplatz,
Nach dem treppenhohen Rathaus,
Wo steinerne Kaiserbilder
Wacht halten mit Zepter und Schwert.
Unferne, vor langen Häuserreihn,
Wo spiegelblanke Fenster
Und pyramidisch beschnittene Linden,
Wandeln seidenrauschende Jungfern,
Schlanke Leibchen, die Blumengesichter
Sittsam umschlossen von schwarzen Mützchen
Und hervorquellendem Goldhaar.
Bunte Gesellen, in spanischer Tracht,
Stolzieren vorüber und nicken.
Bejahrte Frauen,
In braunen, verschollnen Gewändern,
Gesangbuch und Rosenkranz in der Hand,
Eilen, trippelnden Schritts,
Nach dem großen Dome,
Getrieben von Glockengeläute
Und rauschendem Orgelton.

Mich selbst ergreift des fernen Klangs
Geheimnisvoller Schauer!
Unendliches Sehnen, tiefe Wehmut
Beschleicht mein Herz,
Mein kaum geheiltes Herz; –
Mir ist, als würden seine Wunden
Von lieben Lippen aufgeküßt,
Und täten wieder bluten –
Heiße, rote Tropfen,
Die lang und langsam niederfalln
Auf ein altes Haus, dort unten
In der tiefen Meerstadt,
Auf ein altes, hochgegiebeltes Haus,
Wo melancholisch einsam
Unten am Fenster ein Mädchen sitzt,
Den Kopf auf den Arm gelehnt,
Wie ein armes, vergessenes Kind –
Und ich kenne dich armes, vergessenes Kind!

So tief, meertief also
Verstecktest du dich vor mir,
Aus kindischer Laune,
Und konntest nicht mehr herauf,
Und saßest fremd unter fremden Leuten,
Jahrhundertelang,
Derweilen ich, die Seele voll Gram,
Auf der ganzen Erde dich suchte,
Und immer dich suchte,
Du Immergeliebte,
Du Längstverlorene,
Du Endlichgefundene –
Ich hab dich gefunden und schaue wieder
Dein süßes Gesicht,
Die klugen, treuen Augen,
Das liebe Lächeln –
Und nimmer will ich dich wieder verlassen,
Und ich komme hinab zu dir,
Und mit ausgebreiteten Armen
Stürz ich hinab an dein Herz –

Aber zur rechten Zeit noch
Ergriff mich beim Fuß der Kapitän,
Und zog mich vom Schiffsrand,
Und rief, ärgerlich lachend:
Doktor, sind Sie des Teufels?

 

(aus dem „Buch der Lieder“ Die Nordsee Erster Zyklus)

Liebe ist der Schlüssel

Klar, die Loreley von Heine kennen wir alle. Die Sirenen wollen Seeleute anlocken und  die kleine Meerjungfrau bei Andersen strebt danach, menschlich zu sein. Immer wieder stößt man beim Lesen darauf, dass das Meervolk keine Seele hat und nur die Liebe eines Menschen/der Menschen sie erlösen kann. All die Meerdamen finden ihren Ursprung in Aphrodite (der Schaumgeborenen), die nicht nur die Schutzpatronin der Seeleute war und ist, sondern eben auch für Schönheit und absolute Verführungskünste steht. In der Mythologie setzt sie diese eher für ihren promiskuitiven Lebensstil ein. Vielleicht war sie aber eigentlich nur auf der Suche nach Liebe.

Die folgende Dame hat den „Job“ ihres Lebens gefunden. Die Liebe zum Wasser und zu allem, was darin lebt und schützenswert ist, gibt sie auf ungewöhnliche Art und Weise an Kinder weiter als Ocean Edutainer und Meerjungfrau.

 

Denn so wie es aussieht, braucht das Meer unsere Menschlichkeit. Gerade hat das Riesenprojekt „Ocean cleanup“ seine Arbeit aufgenommen. Aber auch Menschen wie Du und ich haben begonnen, dem Meer zu helfen. Während das große Projekt Plastikmüll aus dem Pazifik entfernt, schnappt sich „Bracenet“ die Geisternetze aus den Meeren dieser Welt, recycelt diese u.a. zu Statement-Armbändern. Ich habe Benjamin – einen der Geschäftsführer – kennen gelernt in dem Moment, als er seinen Job an den Nagel hängte, um sich seinem Herzensprojekt zu widmen. Er stieg damals aus einer guten Position eines großen Unternehmens aus. Ich fand und finde diesen Schritt extrem mutig. Innerhalb des letzten Jahres ist Bracenet gewachsen, hat Partner hinzu gewonnen und ist nicht mehr nur auf Spenden angewiesen. Und weil ja bald Weihnachten ansteht – nicht kichern, bei uns hats gerade mal 9 Grad gehabt in der Nacht – finde ich, sind die Armbänder in unterschiedlichsten Farbstellungen eine schöne Geschenkidee ( https://bracenet.net/ ). Hier nur ein Beispiel:

Quelle: https://bracenet.net/produkt/bracenet-red-sea/

Für all die Meerjungfrauen und versunkenen Städte und natürlich die wundervollen Kreaturen, die auf das Meer angewiesen sind.

Und noch ein wenig zum Träumen:

Le Onde von Ludovico Einaudi ❤ 

 

Eine traumhafte zweite Wochenhälfte wünsche ich uns allen 🙂

 

 

2 Kommentare

  1. Danke für die Entführung in diese Wasser-Unterwelt. Die geschäftige Hektik zwischen E-Mails und Excel Tabellen hielt für einige wunderbare Momente inne.
    Das Gedicht von Heine, Zeilen, die einen entführen in eine wunderbare Gedankenwelt. Die Wellen von Einaudi passen da soooo gut dazu.
    Ich bin auch bei Dir, wenn Du schreibst, dass wir unsere Ozeane schützen müssen…

    Danke für diesen wundervollen Beitrag
    Liebe Grüsse
    Thomas

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