Ich lese das Thema und denke: Außenseiter? Mhm, war ich auch oft. Ich denke an damals, als eine Lehrerin auf die Idee kam, eine Person die Menschen in meiner recht neuen Klasse (während meiner Umschulung) anordnen zu lassen. Für mich fand sie einen Platz ganz außen der Klassengemeinschaft. Am Rand. Schon war ich Außenseiterin. Die Lehrerin fragte, wie es mir damit gehe und ich gab mir sehr viel Mühe nicht zu grinsen und nicht zu sagen, dass die Meinung jener Person mir völlig schnurz sei. Denn augenblicklich traten mehrere aus der Klasse für mich ein und meinten, ich würde zu ihrer Gruppe gehören. Und ich gab mir noch mehr Mühe, nicht zu zeigen, dass ich es schade fand, meinen Außenseiterplatz zu verlassen. Denn als ich Ende 20 war, stellte ich fest, dass ich in der breiten Masse kaum zu Wort kam, wohingegen ich am Rande bzw. in kleineren Gruppen meine Anerkennung bekam. Heutzutage empfinde ich diese Übung als problematisch und eigentlich sagte sie mehr über die Person aus, die welche da die Umschulungskolleg*innen anordnete als über mich.
Am jenem Tag traf ich nachmittags einen befreundeten Psychotherapeuten und erzählte ihm, dass ich jetzt offiziell als Außenseiterin anerkannt sei (ich fand das immer noch witzig) und als ich auf seine Nachfrage antwortete, das sei halt so, ich wäre eben Außenseiter, meinte er, damit würde ich es mir aber leicht machen. Über diesen Satz dachte ich drei Tage lang nach und beschloss dann, dass ich nicht gezwungen war, es mir schwer zu machen.
Einige Monate später hatte ich mit über der Hälfte der Umschulungskollegen mal hier mal da was zu tun. Ich fing an selbstbemalte Seidentücher und Seidenkrawatten zu verkaufen und sowohl Dozent*in als auch Umschüler*in kauften bei mir Seide.
Aber zurück zum Thema, es geht ja um den verrückten Außenseiter, also nicht um das schlichte Mauerblümchen. Außenseiter sind ja viele, aber verrückt? Das muss man/frau sich erst mal verdienen. Der Mann im Tutu, den ich manchmal morgens auf dem Weg zur Arbeit sehe, der fällt vielleicht in die Kategorie. Wobei, ich ihn nicht als verrückt bezeichnen würde. Verrückt? Welch verrücktes Wort. Wo steht ein verrückter Außenseiter? Wird er nach innen oder nach außen ver-rückt? Vielleicht war ich damals auch eine verrückte – von außen, nach innen gerückte – Außenseiterin?
Der verrückte Außenseiter – ich frage mich, was sich die Wähler bei diesem Thema gedacht haben und unterstelle mal, dass die Ansichten positiver Natur waren. So wie ich bei dem Wort Landstreicher an Paradies-Oskar denke und nicht an den Penner unter der Brücke.
Eine verrückte Außenseiterin – im positiven Sinn – war vielleicht Pippi Langstrumpf?
Mein Fazit:
Verrückte, oder von der Gesellschaft – zu der ich leider auch gehöre – als verrückt abgestempelt sind häufig Außenseiter.
Außenseiter sind nicht notgedrungen verrückt.
Der letzte Satz gefällt mir.
Warum muss man verrückt sein nur weil man Außenseiter ist.
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Sehr wahr, liebe Zoe, sehr wahr
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Gut gesagt
Ich seh es auch eher andersrum …
Wenn ich mich so umguck im ganz normalen Leben …
Alle verrückt … und nicht immer lustig …
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