Was die Achtsamkeit braucht

Kritiker und Nörgler: nehmen die Achtsamkeit in ihre Mitte und schubsen sie hin und her. Als das Innere Kind vorbeikommt, lassen sie davon ab und tun freundlich.

Inneres Kind: Hallo, meine liebste Achtsamkeit, ich habe dich schon gesucht. Kommst du mit die Freude suchen?

Achtsamkeit: Nein, heute habe ich keine Lust. Ich fühle mich so kraftlos.

Inneres Kind: Warum?

Achtsamkeit: Der Nörgler und der Kritiker lassen mich nicht zufrieden. Ich fühle mich so allein und die Arbeit fällt mir schwer.

Inneres Kind: Hast Du keine Freunde, die dir helfen?

Kritiker und Nörgler grinsen.

Achtsamkeit: Doch. Die Freude, Lebenslust, alle Sinne und die Liebe sind ja da, wenn ich sie brauche. Und du hilfst mir auch ganz oft. Aber ich fühle mich trotzdem überlastet. Die Ansprüche sind so hoch. Ich soll immer anwesend und für alle da sein.

Inneres Kind: Hast du nie Pause?

Achtsamkeit: Nein, aber ich nehme sie mir trotzdem. Ich kann nicht immerzu aufpassen.

Kritiker: Ach ne, die liebe Achtsamkeit stöhnt mal wieder und macht ihre Arbeit nicht. Darum geht es uns auch so schlecht.

Inneres Kind: Du bist gemein. Die Achtsamkeit muss sich doch auch mal ausruhen dürfen, sonst geht sie kaputt.

Nörgler: Ach was, alles geht den Bach runter. Du bist einfach nicht da, wenn man dich braucht. Du bist zu faul und unfähig. Man sollte dich rausschmeißen.

Kritiker: Du bist einfach nicht gut genug.

Achtsamkeit: Ich weiß gar nicht, warum ich mir das anhöre. Mein Boss ist die Seele und die ist ganz zufrieden mit mir.

Kritiker: Seele ist gerade nicht hier und hat sowieso keine Ahnung. Du bist zu klein und zu schwach und weißt überhaupt nichts.

Inneres Kind: Höre nicht auf die bösen Gesellen! Ich mag dich sehr. Du bist meine beste Freundin.

Achtsamkeit: Ja, natürlich. Ich brauche langfristig aber mehr Unterstützung. Mir fehlt der Zorn.

Inneres Kind: (wird blass) Nein, den bitte nicht.

Achtsamkeit: Der Zorn könnte mir helfen, die bösen Gesellen in den Garten zu schicken. Sie behindern mich, wo sie nur können. Mit ihrer Unzufriedenheit machen sie mich krank. Außerdem kann der Zorn erkennen, wenn etwas falsch läuft und ich mehr aufpassen muss. Wo steckt er eigentlich, ich habe ihn ein halbes Leben nicht gesehen.

Inneres Kind: Der wurde zum Glück vor langer Zeit  im Keller eingesperrt, ganz hinten.

Achtsamkeit: Warum das denn?

Inneres Kind: Er hat mit Angst gemacht.

Achtsamkeit: Ach so, jetzt verstehe ich, warum ich mich oft so schwach fühle. Ich kann nur gute Arbeit  leisten, wenn sie mich alle unterstützen. Wenn der Zorn frei wäre, hätte ich mehr Kraft für die wichtigen Dinge.

Inneres Kind: Nein, das will ich nicht!

Nörgler: Das fehlte noch.

Kritiker: Nein, liebes Kind, wir beschützen dich vor den dummen Ideen der Achtsamkeit.

Achtsamkeit: Ich werde nachher mal mit der Seele und dem Selbstbewusstsein sprechen. Vielleicht wissen die gar nichts vom Zorn im Keller. Er wäre ein wichtiger Unterstützer meiner Arbeit.

Inneres Kind: Das verstehe ich nicht.

Achtsamkeit: Nein, das musst du auch nicht, du bist ein Kind. Und nun komm, wir wollen mal sehen, was wir Schönes entdecken.

 

8 Kommentare

  1. und wenn sie dann noch darauf achten, dass sie alle gleich stark ziehen, dann ist die Achtsamkeit stabil in der Mitte. Eine schöne Idee mit den verteilten Rollen. Das Innere Kind hat den Zorn eingesperrt, also wenn der dann mal raus kommt, wird er wohl ein Feuer spuckender Drache sein. Oder ein befreiter Drache spuckt kein Feuer mehr. LG Susanne

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    • Na ja, der Zorn muss sich wahrscheinlich erst einmal ausschütteln und ordentlich brüllen, bevor er zur Ruhe kommt. Selbstbewusstsein wird dem Kind helfen, das heil zu überstehen. Vielleicht brüllt es ordentlich mit?

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    • Ich denke, viele Menschen haben mehr oder weniger davon. Man kann den „Wahrheitsgehalt“ natürlich nicht eins zu eins auf mich übertragen. Ich denke mir diese Texte mit der Frage, wie es allgemein sein könnte, aus. Insofern freue ich mich über jede Rückmeldung, die mir das bestätigt! Ich wünsche Dir einen wunderschönen Dienstag. Hier ist es kalt, windstill und sonnig. Seele lacht und will raus. Regine

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  2. Wow das hat mir wirklich gut gefallen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir unsere negativen Emotionen immer öfter verstecken wollen, aber auch die gehören zu unserem Selbst. Danke dafür.

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    • Ich danke Dir für Deine positive Rückmeldung. Ich denke seit einiger Zeit, dass es gar keine negativen Emotionen gibt. Wie ich mit ihnen umgehe und meine Handlungen könnten eher als negativ ausgelegt werden. Liebe Grüße! Regine

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