Ja, ich war ein verträumtes Kind. Ich konnte stundenlang auf unserem Teppich liegen und mir vorstellen, dass die Figuren darauf lebten und sich gegenseitig besuchten. Bekannte hatten eine Wendeltreppe und ich liebte es darunter zu liegen und mir vorzustellen, dass auf jeder Stufe Menschen lebten die sich besuchten und mit einander spielten. Für meine Hausaufgaben brauchte ich ewig, denn erst musste ich mit dem Radiergummi spielen und dann aus dem Fenster sehen oder einfach in die Luft. Später träumte ich mir tausend Abenteuer zusammen, in denen ich die Heldin war (klar was sonst 😉 ) Ich träumte mich als Schiffbrüchige auf einsame Inseln und als Adoptivkind meiner Lieblingsband (So ähnlich wie in: John Lennon hat mir das Rauchen verboten von Karin Keppel, ISBN: 3498034340) Ich träumte mir coole Freunde. Viele Träume schrieb ich auf, in fette 200-Seiten-Kladden. Immer auf der rechten Seite. Wenn ich am Ende angekommen war, drehte ich das Heft um und schrieb immer auf der rechten Seite bis zum Anfang. Als ich anfing meine Tagträume aufzuschreiben, bekamen sie mehr Struktur. Sie blieben nicht immer gleich sondern eine Handlung entstand. Manchmal machten die Personen was sie wollten, obwohl ich eigentlich etwas anderes schreiben wollte. Aus dem träumen wurde schreiben.
Dennoch waren das keine Geschichten, die jemand anderes lesen sollte. Das waren Geschichten für mich. Etwas, in dem ich mich wohl fühlte. Ich habe es auch oft noch mal gelesen und wusste gleich wieder, wie es damals war als ich das „erlebte“. Noch heute sind mir Dinge vertraut, die ich nie gesehen habe. Aber wenn man erstmal jahrelang eine Villa auf Lidingö hatte, dann ist das so wie ein zweites Zuhause, auch wenn ich dort tatsächlich noch nie war und nicht einmal weiß, ob es dort wirklich Villen gibt.
Die Kladden habe ich vor einigen Jahren vernichtet. Ich glaube, eine liegt noch im Schrank. Die habe ich vergessen. Vergesse ich immer wieder – und so hält sie noch ein paar Jahre aus…
Reingesehen habe ich schon lange nicht mehr. Ich glaube, diesen Tagträumen bin ich endgültig entwachsen.
Schade eigentlich
Aber darin lesen was man sich früher ausgedacht und erträumt hat ist doch schön.
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Ich wollte nicht, dass dann irgendwelche Leute lesen. Womöglich die, die die Haushaltsauflösung machen, wenn ich mal ins Altersheim komme. Eigentlich wollte ich die Bücher vernichten, wenn ich 40 werde, ich habe dann aber noch 10 Jahre mehr gebraucht 😉
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Das kann ich gut verstehen. Wobei es sowieso ein doofes Gefühl ist wenn andere in den eigenen Sachen kramen.
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Hat dies auf fruchtigherb rebloggt.
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es gibt da schon einen großen Unterschied zwischen Tagträumen und Nachträumen
auf Tagträume hat man bewusst einen Einfluss – es beschäftigen dich Gedanken die du träumerisch alus Wunschträumen träumst – sie beeinflussen das spätere Nachträumen – du streifst Geschehnisse oder Probleme nur in anderer … neuer Form
LG die zuzaly 🙂
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Das ist ja echt schade, wer weiß welche Traumschätze darin gestanden hätten…
…mit blauen🐘Grüßen
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Ich finde es trotzdem schade, dass du die Kladden vernichtet hast, für dich selber.
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Ich eigentlich auch, aber ich wollte es trotzdem
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ich habe all meine Tagebücher verbrannt – denn alles was sich darin verbarg waren meine Empfindungen – meine kleinen Geheimnisse – meine Träume – festgehaltene Worte kannst nur du alleine verstehen – ein *anderer* würde daraus verkehrte Schlüsse ziehen – sowie meine selige Schwiegermama – sie war immer am schnüffeln privater Sachen – wir wohnten bei ihr im Haus über zwei Jahre – ich schreibe auf Wunsch meiner Kinder an meiner Autobiographie – es fehlen mir jetzt die wertvollen Gedächtnisstützen 😦
lieb Grüß die zuzaly 🙂
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Meine Tagebücher vernichte ich auch immer nach ein paar Jahren. Aber eigentlich steht nur blabla drin. Meine Erinnerungen stehen im Blog. Ich habe noch Gebete-Bücher, die ich nicht vernichte. Die sind auch eine Art Tagebuch und in alle Gebete-Bücher schreibe ich den Hinweis auf meinen Blog.
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