Ein Herz ohne Narben hat nie geliebt!

Gerade ist der Neumond im Skorpion (incl partieller Sonnenfinsternis) komplett, und vor kurzem ließ ich einem sehr alten Schulfreund gegenüber den Ausruf los: „Heureka, jetzt biste raus aus der Trauer – dann gehts endlich in die Persönlichkeitsentwicklung.“ Vor gut einem Jahr ging seine Ehe in die Brüche und noch unter Medikamenteinfluß besuchte er mich, um herauszufinden, wie ich die Phase „danach“ bewältigt hätte. Sein Schmerz saß tief, hatte sein Selbstwertgefühl und vor allem sein männliches Ego stark angeknackst. Er wußte nicht, wo ihm der Kopf stand – und das, obwohl ich ihn immer als „der intelligenteste meiner Freunde“ tituliere. Natürlich bin ich kein Psychologe und professionelle Hilfe hat er in seiner Situation natürlich ebenfalls in Anspruch genommen. Ich habe jedoch, wie viele von uns, im Laufe des Lebens eine Menge Erfahrungen mit Verletzungen und Schmerzen machen dürfen 😉 , und der Schulfreund schätzt an mir vor allem meine praktische Ader. Dass diese mit der spirituellen Ebene verbunden ist, weiß er, verzichtet aber gern auf derartige Ausführungen oder auf eine persönliche Kartenlegung – NOCH *lach*.

Wie hier im Beitrag von Thomas in den Kommentaren nachzulesen, heilt Zeit keine Wunden. Ich beobachte sehr viel (mich und andere) und jeder Mensch hat zunächst einmal ein unterschiedliches Schmerzempfinden. Ob das wirklich auch geschlechterabhängig ist, bezweifle ich. Auch wenn eine Männergrippe dem starken Geschlecht heftig zusetzt, eventuell ist so eine Krankheitsphase für Männer einfach nur eine wundervolle Möglichkeit, aus der Rolle des Versorgers in die Rolle des Umsorgten zu schlüpfen. Warum nicht auf so ein Rollenspiel eingehen, tut ja niemandem weh 😉 . Was ich aber auch beobachte, ist die Tatsache, dass das unterschiedliche Schmerzempfinden nicht als individuell akzeptiert wird. Was der Eine locker aushält, haut jemand Anderen aus den Latschen. Das kann schon bei Geräuschempfindlichkeit losgehen. Ich kenne jemanden, der die Musikkulisse bei (zugegebenermaßen gruseligen) Videospielen als unerträglich empfindet. Ich dagegen hab diese Geräuschkulisse völlig abschalten können.

Und ebenso wenig kann man doch darüber urteilen, wie groß und schwer das Päckchen ist, dass jemand auf der Seele mit sich rumschleppt, oder wie empfindlich oder vernarbt sein Herzmuskel über die Jahre geworden ist. Ist es also angebracht, seine Worte immer genau zu wählen, abzuwägen oder aufzupassen und sich anderen gegenüber verantwortlich zu zeigen für deren Gefühle und Befindlichkeiten? Wenn ich also ein tolles Wellnesswochenende hinter mir habe, darf ich meine Begeisterung dann nicht mit meiner Vorgesetzten teilen, weil es diese antriggern könnte? Denn sie selbst läuft nur noch auf Reserve, arbeitet täglich 13 h und das an 7 Tagen die Woche.

Menschen treten nie zufällig in unser Leben, manchmal werden sie von unserer Seele gerufen, auf die wir selbst nicht hören wollen. So wie o.g. alter Schulfreund zwar in mein Leben trat, um Rat von mir zu bekommen, ich andererseits aber auch lernen durfte. Ich fand meine Energie und Einstellung nämlich zu dem Zeitpunkt ziemlich toll. Ich wußte, wer ich war, hatte ne Menge Beulen in der Rüstung und jeder, der sich mir beziehungsmäßig nähern wollte, mußte erstmal durch die Dornenhecke UND selber zusehen, wie er dann noch in den Turm reinkam. *grins* Ich hoffe, Ihr versteht die Metaphern. Durch den Schulfreund begriff ich, wie sehr ich mich selbst abgekapselt hatte, abgeschnitten von Gefühlen aus Angst vor weiteren Verletzungen, eingemauert in den eigenen Turm. War auch schön da, mit Decke, Tee und mir selbst 😉 . Aber das Leben ging einfach weiter, ob mit oder ohne meine Präsenz.

Andere legen sich einen äußeren Panzer zu um das Innere zu schützen, Thomas beschrieb das im Kommentar, und er erwähnte die Archillessehne. Den Panzer kann man wie den Turm nur selbst ablegen, einreißen oder entfernen. Die Archillessehne sehe ich als etwas anderes. Schließlich wird der Held (bei Siegfried wars Drachenblut und ein Eichenblatt, bei Archilles ist unklar, warum er gerade dort verwundbar war) unbesiegbar, steht aber mitten im Leben. Und deren Feinde nutzen diese Stellen extra zur Vernichtung der Helden.

Es ist dann doch trotz allem ein Mutausbruch notwendig, den Turm einzureißen, oder den Panzer zu entfernen und sich herzoffen zu präsentieren. Sicher nicht mehr so herzoffen unkompliziert wie in jüngeren Jahren, sondern eher in einem Gleichgewicht aus Herz und Verstand . Genau hinschauend, vor allem, wenns mal weh tut. Alleine im Turm kann man ne ganze Menge über sich lernen. Dieses Wissen aber auch anzuwenden, sich selbst treu zu bleiben, schwierige Situationen in liebevoller Neutralität zu betrachten, DAS erfordert Übung. Und die bekommt man nur mit Sparringspartnern im direkten Kontakt. Zulassen, dass Verletzungen vom Gegenüber unbewußt wieder geöffnet werden, damit man nochmal reinfühlt. Und sich bewußt macht, dass das gerade nur in einem selbst abläuft. Also nix mit dem Sparringspartner zu tun hat. Das ist schon ziemlich spannend. Und ein kleiner Egoteil von mir gibt zu, dass das noch spannender wäre, wenn Gegenübers auch so bewußt reflektieren würden. Aber auch da sind Menschen eben unterschiedlich. Ich übe mich also in Akzeptanz und Geduld. Aber vor allem achte ich auf meine Bedürfnisse.

Das ist ja bisher noch gar nicht angeschnitten worden. Die *erste* Verletzung hat ja immer damit zu tun, dass es Grenzen gibt, die überschritten oder Bedürfnisse, die nicht erfüllt wurden. In Anbetracht der Tatsache, dass wir dem Kindesalter entwachsen sind, sollten wir in der Lage sein, unsere Bedürfnisse zu jedem Zeitpunkt zu kennen. Falls sich also jmd fragt, was ich dem o.g. „jungen Mann“ geraten habe (außer die Feiertage, Wochenenden und Silvester UNBEDINGT als Neusingle zu verplanen mit Besuchen und Aktivitäten):

Er sollte sich anfangs 3mal täglich oder wenn er sich gestresst fühlte, 2 Fragen stellen:

  1. Wie geht es mir gerade? …schlecht/gut ist keine akzeptable Antwort! Bitte genauer.
  2. Was brauche ich gerade? …und dies dann auch sofort in die Tat umsetzen.

Ich glaube, Neudeutsch oder Altenglisch heißt das Selfcare. Haben viele verlernt, weil eben das Individuum nicht als solches anerkannt wird und man alle Plätzchen gleich lang im Ofen läßt, egal wie dick 😉 . Und Selfcare führt zu Selbstliebe. Denn erst, wenn ich mich liebe und meine Grenzen ziehe, kann ich auch die Spleens, die Andersartigkeit und die Grenzen meines Gegenübers akzeptieren. Gerade die Ereignisse der letzten 2 Jahre zeigen m.E. wie weit wir uns genau davon entfernt haben. Es wird Zeit für eine Umkehr bzw uns wieder humanistischen Idealen zuzuwenden.

Meiner Überzeugung nach entwickeln wir uns nur weiter, lernen dazu durch Situationen, die uns fordern, herausfordern. Und was ist herausfordernder als eine Verletzung, die uns FÜHLEN läßt?

In diesem Sinne, genießt die Woche

Eure Greeny ❤

6 Kommentare

  1. Liebe Andrea,

    Du hast es wahr gemacht und einen Beitrag zum Thema „Zeit heilt die Wunden“ oder auch nicht geschrieben. Freut mich sehr und Danke dafür. Ein wunderbarer Beitrag.

    Das Bildnis mit der Burg mit Dornenhecken und dem Turm gefällt mir gut. Ich als Burgherr und Ritter mit der verbeulten und zum Teil schon Rost ansetzenden Rüstung verstehe das sehr gut.

    Viele von uns haben ganz gewiss schmerzhafte Erfahrungen gemacht und ich bin bei Dir, dass man mit diesen Erfahrungen auch wachsen kann, nein muss. Aber es ist auch so, dass man manche Erfahrungen vielleicht besser nicht gemacht hätte. Ich glaube indes auch nicht, dass das Schmerzempfinden geschlechterspezifisch ist, das hat eher damit zu tun, wie sehr man verletzt wurde und welche Grenzen überschritten wurden. Das hat auch mit den eigenen Erfahrungen zu tun. Der/die Andere hat das vielleicht ganz anders empfunden.

    Es gehört Mut dazu, die Rüstung abzulegen. Es gehört aber auch der richtige Mensch dazu. Ich durfte das glücklicherweise erfahren. Jetzt aber wieder mit Rüstung und Schwert unterwegs.

    Deine beiden Fragen sind wichtig und gehören zur Achtsamkeit. Mit dem Begriff Selbstliebe habe ich so meine Probleme, habe ich doch schon einige Narzissten kennenlernen dürfen, nein müssen 😉

    Einem Aspekt in Deinem Beitrag kann ich aber 100%-ig zustimmen. Es braucht wieder mehr innere Einkehr, eine Umkehr zu humanistischen Idealen. Wenn man sich den ganzen Blödsinn in den sozialen Netzwerken anschaut, haben wir noch ein gutes Stück vor uns, aber vielleicht wird dieser und jeder persönliche Blog wieder zu so einem Ort, an dem wir offen darüber reden und diskutieren können, wie wir uns entwickeln können und sollten. Das wäre wünschenswert. Dieses: „ach komm, kriegst ein Like, obwohl ich gar nicht alles gelesen habe und es mir eigentlich auch egal ist“, habe ich ziemlich satt.

    Immer verbunden mit der Hoffnung, dass dieser Blog wieder zu einem Ort des Austauschs und der Möglichkeit zum Diskurs und Inspiration wird. Was haben wir hier schon alles besprochen, zum Teil kontrovers, aber immer auch andere Perspektiven zeigend bis hin zu ein- und erleuchtend.
    Das ist der Grund, warum es diesen und meinen persönlichen Blog überhaupt noch gibt.

    Genieße auch Du diese Woche
    Liebe Grüsse
    Thomas

    Gefällt 1 Person

    • Lieber Thomas, ja ich habs wahr gemacht – so wie ich auch Visionen umsetze, wenn auch in kleinen Schritten 😎 . Und Ja, ich habs wahr gemacht zu schreiben, nur OHNE Titel und ohne Song – OMG!!! Dabei war ich so stolz auf mich, meine rhetorisch schreibselnden Fähigkeiten nicht verloren zu haben. Schlußendlich trieb mich die Zeit, ich mußte zur Arbeit. Also hab ich das Versäumte gerade nachgeholt. ABER ein Titelbild hatte ich *grins*.
      Ritter mit verbeulten Rüstungen sind doch wesentlich interessanter als die mit der auf Hochglanz polierten Rüstung a la Instagram.
      Da kommt mir ein Bild in den Sinn von einem bestimmten Tarot-Deck (natürlich, was sonst 😉 ) – der Ritter hat seine Rüstung abgelegt, darin stecken 10 Schwerter und der Ritter sitzt hemdsärmelig daneben und beguckt sich mit Bedauern – aber von der Sonne bestrahlt- den durchlöcherten Schutzpanzer. Ob er bedauert, den Panzer nicht früher abgelegt zu haben, oder dass das Teil hinüber ist, ist nicht erkennbar (und kommt immer individuell auf die Deutung an). Mittlerweile gibts altersbedingt ziemlich viele Ritter mit Panzer, nur die meisten sind mit der Zeit mit dem Ding verwachsen und ich finde es mittlerweile uninteressant solcherlei Nüsse zu knacken. Richtige Person hin oder her – von beiden Seiten müssen gleichermaßen Schutzmauern eingerissen werden mit der Absicht der absoluten Offenheit. Glücklicherweise kein Ding der Unmöglichkeit, sofern man schon bei kleinsten Pieksern kommuniziert und denselben Humor mit im Gepäck hat.
      Selbstliebe – mhmmm, ja, ich weiß durchaus, was Du meinst. Aber Selbstliebe ist wirklich in keinerlei Hinsicht mit Narzissmus zu verwechseln. Und gerade sensible Menschen entwickeln mit der Zeit ein Gespür für letztgenannten bei anderen Menschen. Für sich selbst: schon sich damit zu beschäftigen, ob man zu egoistisch, egozentrisch unterwegs ist und wie das Verhalten beim Gegenüber ankommt, spricht schon dagegen ein Narzisst zu sein. Der reflektiert nämlich nicht, außerdem haben immer all die anderen Schuld und er verzeiht auch nicht – nie. 😉 .
      Ob und inwieweit ein Austausch und Diskurs wieder in Gang kommt auf diesem Blog – schaun wir mal: „Was das Ziel ist, bestimmt nicht der Wind, sondern das Segel und der Steuermann:“
      In diesem Sinne, noch eine schöne Restwoche bei schönstem Wetter 🙂
      Liebe Grüße
      Andrea

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      • Hier meldet sich der Hausmeister und vielleicht sogar der Steuermann mit der verbeulten Rüstung. Drei Mann in einem… da bin ich gespannt, was die Psychologie dazu sagt.
        Die Rüstung muss manchmal abgelegt werden, sonst juckts darunter furchtbar 😉

        Aber es ist ja nicht nur dieser Blog, es ist, so empfinde ich das, die gesamte Bloggerei, oder nicht? Rosarote Brille oder irgendwelche stumpfsinnigen Verschwörungsspezialisten…
        Liebe Grüsse bei mittlerweile dunklem Wetter
        Thomas

        Gefällt 1 Person

      • Ach guck, den Aspekt, dass es drunter juckt, hab ich bisher nicht bedacht – wird im Livestream sicher für Heiterkeit sorgen 😎😂.
        Und die Bloggerei seh ich ähnlich wie den Stream. Wenn ich einen festen Standpunkt habe (sozusagen der Leuchtturm bin – also neben Hausmeister und Co 🤪), dann verabschieden sich zwar Menschen aus meinem Umfeld, aber es gibt jede Menge neue Leute, die dieselbe Welle surfen. Die Welt wäre doch langweilig, wenn wir alle in derselben Bubble zuhause wären – also lass ich die Einhörner Einhörner sein, die Prepper ihr Ding machen und die Pessimisten den Untergang der Welt hinter jeder Ecke vermuten. Ich gucke zu, hör mir alles an, finds interessant, aber ich werte auch nicht. Mein Standpunkt ist genauso richtig oder falsch, wie der der Anderen. Stinkig werd ich nur, wenn das von der anderen Seite nicht ebenso akzeptiert wird. Das mit dem Steuermann war also völlig ernst gemeint. Wenn’s jmd gibt, der ne Richtung vorgibt, werden sich immer ähnlich Gesinnte dazu einfinden.
        Also AUF AUF 😃, aber ich geh jetzt in die Waagerechte, morgen ruft der Acker – und ich hab nen neuen Selfiestick mit Gimbal zum Ausprobieren yippppiiiieeee 😍😍😍

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  2. Der Trick ist, geschützt und doch durchlässig zu leben. Klingt wie ein Paradoxon, ist aber möglich. Ein weites Feld, solche Themen. Mir hilft ein Gewand aus leichtem Stoff, verstärkt mit zahllosen, kaum sichtbaren Metallfäden 😉

    Liebe Grüße, Reiner

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    • Lieber Reiner, da entwickelt jeder sicher seine eigenen Strategien. Für mich wäre das mit dem metalldurchwirkten Gewand ein Problem: weißt schon: je nach Gefühlslage müßte der Schnitt unterschiedlich sein und nach Zwangsjacke solls auch nicht aussehen 😉 .Also zieh ich erstmal meinen Mantel aus Höflichkeit an und beobachte zunächst, was mein Bauch darunter so sagt..
      Lieben Gruß und danke fürs Kommentieren 🙂

      Gefällt 1 Person

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