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„Einspruch, Herr Richter, Einspruch!“ Ein bisschen Gehör vor allem von all jenen, die im Beitrag Liebe stirbt gelikt haben:

Kann Liebe wirklich sterben?

Wohlgemerkt, es ist DIE Liebe, die hier auf dem Prüfstand steht! Aber halt, da war doch was mit den verschiedenen Konzepten der Liebe, entwickelt vom Soziologen John Alan Lee:

Eros – eine intensive schnell entfachte Liebe, geprägt von Romantik und körperlicher Anziehung, einem Strohfeuer gleich. Hier wird sich verliebt, um des Verliebens willen. Es geht um den Rausch, die Schmetterlinge, den Zauber des Anfangs – wahrhaftig geliebt wird das Gefühl der Verliebtheit. In der Verliebtheit projiziert man viel, sieht das Gegenüber wie in einem Spiegel, der einem zeigt, was man sehen möchte. Jedoch die eigentliche Person steht hinter dem Spiegel.

Storge – aus Freundschaft wird Liebe durch gemeinsame Werte, durch Loyalität und das Zusammenstehen in schwierigen Situationen. Ein gutes Team, ein stabiles Fundament – schwierig wird es, wenn einer der Partner die gemeinsamen Werte missachtet oder verletzt.

Ludus – eine kurzfristige oberflächliche Liebe, meist wird emotional manipuliert, um eigene Bedürfnisse zu erfüllen. Emotionale Distanziertheit ist ein Kennzeichen für diese Form von Liebe. Hört sich irgendwie nach Tinder an, oder ?

Pragma – eine extreme Anspruchshaltung und Statusdenken bestimmen diese Form. Der Eine bringt das Geld nach Haus, die Andere hat auf dem gesellschaftlichen Parkett zu glänzen. Hört sich wie ein Deal an, ist aber irgendwie auch in den Genen der jeweiligen Geschlechter verankert: Frau braucht Versorger, orientiert sich immer „nach oben“, Mann definiert Erfolg an Statussymbol: MEIN Haus, MEIN Auto, MEINE schöne junge Frau.

Mania – Hals über Kopf ins Drama. Diese Form von Liebe ist voll im Gefühl, nein, sie ist das, was man Leidenschaft nennt. Sie erschafft Leiden, vor allem das eigene. Denn auf das Gegenüber kommt eine Menge Verantwortung zu. Ob der Gefühlszustand glücklich oder unglücklich ist – das Gegenüber allein muss diese Last tragen. Jemand mit dieser Art der Liebe klammert, engt ein und braucht ständig Bestätigung, ansonsten droht Eifersucht.

Agape – die selbstlose bedingungslose Liebe. Fürsorglich ist sie, so, wie eine Mutter ihr Kind liebt, trotz Pupertät und damit verbundenem Körpergeruch oder Respektlosigkeiten.Menschen, die agapemäßig lieben, nehme viel hin und sind in den guten Zeiten einer Beziehung am glücklichsten – sagen die Forscher. Ob sie in den schlechten Zeiten am unglücklichsten sind, wird verschwiegen.

Letztlich zeigen diese Arten der Liebe, wie wir MENSCHEN lieben. Ich mag deshalb behaupten, dass all diese „Kinder der Liebe“ längst nicht erwachsen sind. Wir Menschen haben das wahre Wesen der Liebe noch nicht begriffen. Denn selbst wenn wir auf eine der oben genannten Arten geliebt haben oder geliebt wurden, so stirbt doch die Liebe an sich nicht mit dem Ende einer Beziehung. Beziehungen werden zu Grabe getragen, manche siechen dahin, bevor es vorbei ist, bei anderen ists ein schneller Cut. Natürlich spüren wir den Schmerz und die Trauer hinterher, sind ent – täuscht (was ja wiederum eher positiv ist), und haben nach überstandener Verarbeitungsphase hoffentlich dazugelernt.

Gern wird die Formulierung genutzt: „…wenn der Andere einem egal ist, ist man darüber hinweg.“ Dieses EGAL würde ich gern ersetzen durch das Gefühl der liebevollen Neutralität. Der Zeitpunkt, an dem man eigene Fehler in der vergangenen Beziehung reflektiert hat, sich selbst und den Anderen so sieht, wie beide waren, sich und dem Gegenüber verzeiht und akzeptiert, dass jeder Mensch immer nur so handeln kann, wie er es im betreffenden Moment tut, führt zu ebenjener liebevollen Neutralität. Und in dieser ist es möglich, ehrliche Liebe für den ehemaligen Partner in sich drin zu spüren und ihm auf seinem weiteren Weg das Beste zu wünschen. Liebe IST nämlich einfach nur. Sie ist nicht einmal ein Gefühl, ruft diese aber hervor. Tja, es ist schon ein Kreuz mit der Liebe. Glücklicherweise kriegt jeder von uns immer nur ein Kreuz zum Tragen (Achtung Witz!) 😉 . Es sind aber allein unsere Kreuze, die Liebe ist an unserer Art zu lieben niemals schuld und deshalb kann man sie auch nicht zu Grabe tragen. Das wäre so, als würde man dem Licht die Schuld aufbürden, wenn irgendwo ein Schatten fällt.

Und so wie die Motten das Licht suchen, werden auch wir immer wieder die Liebe suchen. Bis wir merken, dass sie schon längst da ist, um uns herum und in uns drin (Puh, das war jetzt episch pathetisch 😉 )

Du sollst Dein Herz immer wieder brechen, bis es sich öffnet.

Rumi

Und wer immer noch daran zweifelt, dass Liebe unsterblich ist, denke nur an einen geliebten Menschen oder ein geliebtes Haustier, das diese Welt schon verlassen hat. Ist die Liebe noch spürbar – in Dir?

Und jetzt Lauscher auf Empfang für Mr. Ed

Ich freu mich auf Eure Meinung, Eure Greeny

18 Kommentare

    • Stimmt, da braucht’s bestimmt übernatürliche Kräfte – ich mag Wortspiele 😉- bis dato ist aber wohl keine bekannt. Ich glaube, Liebe ist um einiges größer und umfasst mehr als Agape. Aus Liebe tut man auch Sachen, die nicht fürsorglich sind. Die dazu führen, dass der Andere sich finden oder Erfahrungen machen kann. Ihn frei geben und aus dem Nest schmeißen (das eigene Kind als jungen Erwachsenen) zum Beispiel. Morgengrüsse mit Kaffee ☕️

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  1. Stimmt, die Gleichgültigkeit ist der Antipol zur Liebe und ihr endgültiger Tod. Dagegen hat selbst die Wut noch eine Chance. Beim Hass bin ich mir nicht sicher.

    Neben dem potentiellen Tod der Liebe sind auch die vielen Mischformen der einzelnen Arten interessant. Oder die möglichen Transformationen im Kontext mit den zugehörenden Lebensumständen.

    Macht nachdenklich, soviel ist sicher.
    Danke & Grüße 👋

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    • Danke Dir, mein Lieber 😃, Jupp Gleichgültigkeit lässt die Liebe das Feld verlassen, um Platz zu machen für den Schmerz. Aber der ist nur ein Saisongast, damit man selbst in sich und zu sich die Liebe stärkt: „Die Wunde ist der Ort, wo das Licht hereinkommt.“ Rumi
      …nachdenklich machen, kann ich 😉
      Grüße von der ziemlich pustigen Ostseeküste 👋

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  2. Einspruch stattgegeben.

    Erst mal Danke für Deine Ausführungen des Herrn Lee. Liebe ist vielschichtig und ja, sie stirbt wohl doch nicht, wenn ich so über dieses Zitat nachdenke, aber macht es die „Sache“ nicht doch einfacher, wenn man davon ausgeht, dass die Liebe irgendwann stirbt? Vielleicht fällt es mit dieser Einstellung leichter, jemanden/etwas zu vergessen, aber wenn man mal geliebt hat, wird es wohl immer ein Teil von einem selbst sein. Eine geliebte Person, ein Lebensabschnitt oder Gewohnheiten, die einen mal glücklich gemacht haben.

    Man kann damit aufgeklärt umgehen, in dem man sich sagt: „es ist jetzt halt so“ oder man geht ein Stück weiter und fragt sich, wie es dazu gekommen ist. Dabei wird man (hoffentlich) feststellen, dass man immer auch selbst dazu beigetragen hat, dass es nicht mehr so ist, wie es mal war. Die Schuld bei anderen zu suchen, ist einfach, aber nicht zielführend, wenn man sich entwickeln will.

    Dieses Zitat hatte aber meiner Einsicht nach etwas sehr Erfreuliches. Wir tauschen uns wieder aus. Dein Beitrag lädt zum Nachdenken ein, nein, jeder, der ihn nicht nur geliked hat, sondern auch gelesen hat, wird gezwungen, sich mit der Liebe auseinanderzusetzen. Danke dafür.

    Ein schönes Wochenende für Dich
    Liebe Grüsse
    Thomas

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    • Das mit dem „einfach“ hab ich versucht im Beitrag rüberzubringen: einfach ist, in der Liebe zu bleiben. Sogar das Leben ist einfach, wenn man sich nicht schicksalergeben Einflüssen beugt, sondern selbst kreiert. Aber das geht hier zu weit.

      Der Mensch allein macht’s kompliziert mit der Liebe und dem Leben. Und ich geb Dir Recht, die Suche nach dem Eigenanteil sollte immer Vorrang haben und im Idealfall zur Weiterentwicklung führen.

      Dass Du in dem Zitat etwas Erfreuliches findest, lässt mich schmunzeln- es geht doch nichts über eine positive Perspektive 😉. Zwingen möchte ich natürlich niemanden. Es ist halt, wie in meinem Stream: ich kann Inspiration oder einen Impuls geben, und Zuhörer/Leser können entscheiden, ob sie diesen annehmen oder nicht. Ist aber schon so, dass manche Menschen eher einen kräftigen Schlag oder Tritt brauchen, damit das Brett vorm Kopp sich löst 🤪. Bin da flexibel im Stream 😂. Aber das ist ja mein Wohnzimmer, hier ist’s ein Gemeinschaftsraum, da weiß ich mich zu Benehmen 😇.
      Dir ebenfalls ein schönes Wochenende- vllt ja mit dem weißen Zeugs ❄️☃️❄️
      Lieben Gruß
      Greeny 👩‍🌾

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      • Ja, manchmal braucht’s den Tritt oder den Schuß vor den Bug. Manchmal auch eine kleine Erinnerung.
        Erfreulich finde ich, dass Dein Beitrag eine Diskussion und ein Nachdenken als Ergebnis hatte.
        Das Leben ist, da bin ich nicht Deiner Meinung, nicht immer einfach. Das Beste daraus zu machen, sich weiter zu entwickeln, lernen auch mit Schicksal umzugehen und es vielleicht auch als Chance zu verstehen, da stimme ich Dir zu.

        Weißes Zeugs soll’s bei uns eher nicht geben, bei Euch in der Gegend wohl gegen Wochenmitte, vielleicht. Ich brauchs nicht. Winterreifen? Ups, da war doch was…
        Liebe Grüsse
        Thomas

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      • Na ich hoffe, Du hast für winterliche Bereifung gesorgt und schlidderst dann nicht demnächst ungewollt ins Treffen der anonymen Sommerreifler (findet gern in Straßengräben, am Autobahnrand oder Schneeverwehungen statt 😉). Jo, hier ist’s immer noch weiß.
        Vllt wird wieder diskutiert, weil es in der eigenen Bubble sonst zu still wäre 😎. LG

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